Foto: IMF Photo/Raphael Alves/Flickr CC BY-NC-ND 2.0

Liebe Leserin, lieber Leser,

kurz bevor ich diese Ausgabe in den Druck gegeben habe, wurde der Nobelpreis für Medizin 2021 verliehen: David Julius und Ardem Patapoutian wurden ausgezeichnet, weil sie Rezeptoren in unserer Haut entdeckt haben, mit denen wir Hitze, Kälte und Berührungen spüren. Diese Empfindungen sind für uns alltäglich – und überlebenswichtig. Das Wissen, wie unsere Sinne funktionieren, wird in laufender und zukünftiger Forschung dazu beitragen, Behandlungen für zahlreiche Krankheiten zu entwickeln.

Während manche Krankheiten ins Zentrum der Forschung rücken, geraten andere Krankheiten in Vergessenheit. An sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten leiden vor allem die, die am Rand der Gesellschaft stehen: zum Beispiel indigene Gemeinschaften oder ethnische Minderheiten. Krankheiten wir Lepra oder Leishmaniose sind heilbar und könnten heute ausgerottet sein – theoretisch. Doch es fehlen der staatliche Wille und das öffentliche Interesse an den Leidenden. An öffentlichem Interesse mangelt es auch, wenn es um die Situation der Rohingya geht. Als eine der meistverfolgten Minderheiten der Welt war ihr Zugang zu medizinischer Versorgung schon seit Jahrzehnten miserabel – seit dem Genozid an ihnen in ihrer Heimat Myanmar/Burma ist er katastrophal. Dr. Ambia Perveen, Ärztin und selbst Rohingya, hilft ihren Leuten nach Kräften. Denn sie ist überzeugt, dass Gesundheit der vielleicht zentralste Bestandteil menschlichen Wohlbefindens ist.

Bitter ist es, wenn diese Gesundheit trotz eindringlicher Warnung zerstört wird. Bei den Flüchtlingslagern, die die Vereinten Nationen 1999 im Kosovo für Angehörige von Roma- Minderheiten einrichteten, war die Gefahr für die Bewohner*innen durch Bleivergiftungen schnell offensichtlich. Trotzdem blieben die Lager bis 2010 geöffnet. Die Verantwortung für die gesundheitlichen Schäden übernimmt bis heute niemand. Auch Indigene sind Vergiftungen oft schutzlos ausgeliefert – nicht durch Blei, sondern durch Pestizide. Von Flugzeugen, die Plantagen überfliegen und diese besprühen, weht das Gift herüber auf ihr Land, nebelt ganze Dörfer ein. Bei der Behandlung von Erkrankten kommt das ansonsten sehr reiche indigene medizinische Wissen bei diesen neuen und fremden Giften an seine Grenzen.

Einen neuen Weg der medizinischen Versorgung geht ein Projekt eines interkulturellen Krankenhauses in Peru. Hier treffen altes indigenes medizinisches Wissen und universitäres Forschungswissen aufeinander. Sie sollen einander ergänzen, Ärtz*innen und indigene Heiler*innen sich auf Augenhöhe begegnen. Profitieren könnten davon am Ende alle, Indigene wie Nicht-Indigene.
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund! Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre dieser Ausgabe!

Herzliche Grüße

Johanna Fischotter



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