Foto: Sam Balye/Unsplash CC0

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem und im kommenden Jahr jagt eine sportliche Großveranstaltung die nächste: Die Olympischen Sommerspiele folgen auf die Fußball-Europameisterschaft der Männer, mit den Olympischen Winterspielen startet das Jahr 2022, mit der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer wird es ausklingen. Vier Mal innerhalb kürzester Zeit stehen Sportsgeist, Fairplay und ein kulturelles Miteinander im Fokus – oder zumindest ist so das Bild, das die Veranstaltenden nach außen transportieren wollen.

Jede sportliche Großveranstaltung birgt mit ihrer enormen Berichterstattung auch die Chance, die aufkommende Aufmerksamkeit für sich zu nutzen. So hatten etwa die Ainu, ein indigenes Volk in Japan, große Erwartungen an die Olympischen Sommerspiele in Japans Hauptstadt Tokio. Erst sah es auch nicht schlecht aus: Die Ainu bekamen ein Museum, das zeitgleich mit dem Olympia-Start eröffnet. So sollte es von den internationalen Sport-Tourist*innen profitieren. Außerdem sollten die Ainu Teil der olympischen Eröffnungszeremonie sein. Nun steht Olympia vor der Tür – doch vieles läuft anders als geplant. Hoffnungen zerplatzen…

Noch dunklere Schatten werfen die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking voraus. In Anbetracht der Tatsache, dass mehr als eine Million Uigur*innen, Kasach*innen und Kirgis*innen in Lagern verschwunden sind und Menschenrechtler*innen sowie Regierungen von Völkermord sprechen, stellt sich die Frage, wie das Internationale Olympische Komitee die Spiele an ein Land wie China vergeben konnte – und wie kann es sie dort auch stattfinden lassen? Ein Blick auf die Historie zeigt allerdings, dass Menschenrechte im Zusammenhang mit Olympia schon einige Hürden nehmen mussten.

Und doch gibt es sie, die sportlichen (Groß-)Veranstaltungen, bei denen Teamgeist, Fairness und der Austausch im Vordergrund stehen: Die EUROPEADA, die Fußballeuropameisterschaft der Minderheiten, oder die Arctic Winter Games, sportliche Wettkämpfe der indigenen Völker der Arktis, beweisen dies. Hier nutzen Minderheiten und indigene Völker den Sport, um sich zu vernetzen und letztlich ihre Rechte zu stärken. Indigene Frauen in Bolivien zeigen durch Sport außerdem auf beeindruckende Art und Weise, dass sie sich durch nichts aufhalten lassen.

Es sind die berühmten zwei Seiten der Medaille. Keine sollte die andere übertünchen. Die Freude am Sport sollte nicht über seine Schattenseiten hinwegblenden – schon gar nicht, wenn Organisator*innen von Sportveranstaltungen genau darauf abzielen. Aber durch die Schattenseiten sollten wir uns auch nicht den Mut nehmen und am eigentlich sportlichen Gedanken zweifeln lassen. Durch Sport können wir menschenrechtlich am Ende doch viel bewegen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Herzliche Grüße

Johanna Fischotter



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