Liebe Leserin, lieber Leser,

vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer. Die friedliche Revolution der Bürgerinnen und Bürger der Deutschen Demokratischen Republik ebneten den Weg in Richtung Wiedervereinigung. Wir schauen in dieser Ausgabe – unter anderem aus einer sorbischen Perspektive – zurück auf diese Zeit des Umbruchs in Deutschland. Und wir werfen einen Blick auf aktuelle Grenzen und Mauern dieser Welt.

In Deutschland fiel die Mauer. In anderen Teilen der Welt schossen befestigte Grenzanlagen empor. Heute gibt es etwa 70 Mauern oder Zäune, die Länder, Menschen, sogar Familien trennen. Darunter fallen bekannte Mauern wie jene zwischen Israel und den Palästinensergebieten; aber auch unbekanntere wie etwa der Berm in der Westsahara. Dieser Sandwall trennt den von Marokko völkerrechtswidrig besetzten Teil der Westsahara von dem Gebiet, das die Frente Polisario hält. Die Frente Polisario ist die politische Vertretung der Sahrauis, der Bevölkerung der Westsahara.

Nicht allen Grenzen konnten wir in dieser Ausgabe einen Artikel widmen. Doch die Idee war, Mauern und Zäune zumindest auf einer Weltkarte einzuzeichnen. Leichter gesagt, als getan. Nicht über alle Befestigungen ließen sich aktuelle und zuverlässige Informationen finden. Das Auswärtige Amt war uns keine Hilfe. Also verschickten wir unzählige Mails an Botschaften sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der ganzen Welt – mit Erfolg.

Manch einem Botschafter entlockten wir Antworten wie: „Die Grenzen Ecuadors können Sie sich wie einen Schweizer Käse vorstellen“ – löchrig. Wir haben sie nicht auf unserer Karte aufgenommen. Im Raum Saudi-Arabien/Jemen/Oman war die Entscheidung schwieriger: Hier gibt es zum Teil befestigte Grenzübergänge. Diese sind aber nicht per se von staatlichen Kräften kontrolliert. Auch diese Grenzen werden Sie nicht auf unserer Karte finden.

Befestigten Grenzen der Welt sind zum Teil also weit weniger fassbar, als erwartet. Noch weniger fassbar, aber ebenso real, sind Grenzen nicht haptischer Natur: Mauern im Kopf oder Grenzen der Presse- und Meinungsfreiheit. So kämpfen Indigene bis heute mit dem gedanklichen Erbe der Kolonialzeit. Ein Blogger in Mauretanien dagegen sieht sich den Konsequenzen seines Berichts über Sklaverei in seinem Land gegenüber – einer Grenzüberschreitung der Presse- und Meinungsfreiheit.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Herzliche Grüße
Johanna Fischotter

Erinnerung an die Namensumfrage

In der Ausgabe 313 habe ich Sie als Leserinnen und Leser gefragt, was Sie von dem Namen unserer Zeitschrift halten; ob er geändert werden sollte oder nicht und warum. Herzlichen Dank für die bisher sehr rege Teilnahme an dieser Umfrage! Ich freue mich sehr über den großen Rücklauf, habe viele Pro- und Kontraargumente gelesen und Anregungen bekommen.

Alle, die bisher noch nicht an der Umfrage teilgenommen haben, möchte ich an dieser Stelle noch einmal erinnern, dass dies noch bis zum 18. November 2019 möglich ist: per Mail an redaktion@gfbv.de, Betreff „Neuer Name“ oder per Post an „Gesellschaft für bedrohte Völker e.V.; Zu Hd. v. Johanna Fischotter; Stichwort: Neuer Name; Geiststraße 7; 37073 Göttingen“. Unter allen Einsendungen verlosen wir drei unserer Bildkalender 2020.



GfbV-Zeitschrift im Abo

Wir würden uns besonders darüber freuen, wenn Sie unsere Zeitschrift regelmäßig lesen möchten: Das Abonnement umfasst sechs Ausgaben im Jahr und kostet inklusive Versand 25 Euro pro Jahr (ermäßigt 20 Euro).

Jetzt Zeitschrift abonnieren oder kostenloses Probeheft anfordern.


Lesen Sie weiter