Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser, 

seit drei Jahren steht die Ukraine im Zentrum des internationalen Interesses: Euromaidan, Annexion der Krim und der Krieg im Osten des Landes, aber auch die Auseinandersetzung mit der russischen Regierung, Sanktionen oder der Umbau der Behörden in der Ukraine selbst machen Schlagzeilen. Leider dauert der Krieg weiter an, viele Bewohner auf der Krim sind Schikanen, die Krimtataren sogar systematischer Verfolgung ausgesetzt. Und die große politische Frage, wie mit der russischen Regierung umzugehen ist, ist weiterhin ungeklärt.

In unserer Ausgabe werfen wir einen Blick auf die Minderheiten in der Ukraine und fragen, wie es ihnen heute geht, drei Jahre nach der „Revolution der Würde“, nach der Krim-Annexion und dem Krieg im Osten des Landes. Denn die Ukraine zeichnet sich wie nur wenige Staaten Europas durch das Zusammenleben von vielen Völkern, Religionen und Sprachen aus. Dies als Reichtum zu begreifen und nicht als Schwäche haben die Organisatoren des Eurovision Song Contest entschieden, der in diesem Jahr in der Ukraine stattfindet. Sie haben den Gesangswettbewerb unter das Motto „Vielfalt feiern“ gestellt.

Viele Ukrainer wundern sich: Die Krimtataren treten vehement für die Ukraine ein, Vertreter der jüdischen Gemeinschaft weisen Anschuldigungen Russlands zurück, in der Ukraine grassiere Antisemitismus. Und andere Nationalitäten haben sich nicht dazu hinreißen lassen, von Moskau unterstützte separatistische Tendenzen anzuheizen.

Das heißt, trotz aller interner Schwierigkeiten ist die Rechnung Russlands nicht aufgegangen, das Land zu spalten. Im Gegenteil. Die Zivilgesellschaft ist hier so engagiert wie sonst kaum irgendwo, Menschen unterschiedlicher Kultur, Nationalität und Religion sind zusammengerückt. Und das, obwohl die wirtschaftliche Lage immer schlechter wird und die in der Verfassung und internationalen Konventionen garantierten Minderheitenrechte längst nicht alle umgesetzt werden.

Der Weg für die Minderheiten hin zur vollen Durchsetzung ihrer Rechte ist oft noch lang und schwierig. Eine Überzeugung scheinen jedoch die meisten zu teilen: Diesen Weg gehen wir, manchmal im Konflikt mit dem Staat, der etwa erneut über die Rechte der einzelnen Sprachen diskutiert, oder gegen Widerstand in der Gesellschaft, wie zum Beispiel auch starke antiziganistische Ressentiments, aber trotzdem gemeinsam mit der Ukraine.

Ihre Sarah Reinke

GfbV-Referentin für Osteuropa/GUS und Leiterin des GfbV-Hauptstadtbüros




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