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Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn wir sterben, wechseln unsere Nervenzellen im Gehirn zunächst in den Energiesparmodus, dann zünden sie ein letztes großes Feuerwerk im Körper. Das hat ein Team um den Neurologen Jens Dreier erforscht. Er ist Professor am Centrum für Schlaganfallforschung und Oberarzt der Neurologischen Klinik der Charité in Berlin. In einem Interview mit der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft erklärt er den Vorgang genauer, wie er überhaupt zum Thema Tod des Menschen forscht und an welche Grenzen er dabei stößt.

Viele Fragen rund um den Tod bleiben von der Wissenschaft unbeantwortet. Eine große davon ist etwa: Was kommt nach dem Tod? Hier finden Religionen Konzepte, um den Menschen Vorstellungen zu geben auf unbeantwortbare Fragen. Spannend dabei ist, dass ganz unterschiedliche Religionen und Menschen an unterschiedlichsten Orten der Welt ähnliche Ideen teilen. Es gibt zum Beispiel das Konzept des ewigen Lebens bei Gott, das Konzept der Seelenwanderung und Rückkehr auf die Erde, das Konzept des Weiterlebens in den Dingen und verschiedene Mischformen. Dass Verstorbene über die Lebenden wachen und so weiter mit ihnen verbunden sind, ist ebenfalls eine weitverbreitete Hoffnung.

Noch nie habe ich mich in meinem Leben bisher so intensiv über einen längeren Zeitraum mit dem Tod beschäftigt wie bei der Arbeit an dieser Ausgabe – und das, obwohl ich für eine Menschenrechtsorganisation tätig und deswegen quasi täglich mit Tod und Gewalt konfrontiert bin. Vielleicht ist es aber gerade das schier überwältigende Ausmaß, etwa bei einem Genozid, das die Bedeutung des Todes im Einzelnen, Persönlichen nicht immer greifbar machen kann.

In den vergangenen Monaten hat mich das Thema Tod auch im Alltag neugierig gemacht. Was denken zum Beispiel meine Freund*innen und Bekannte darüber? Manchmal habe ich schräge Blicke geerntet, wenn ich etwa mit der Frage nach dem Glauben an eine Seele um die Ecke kam. Manche blockten das Thema ab, andere ließen sich darauf ein. Der Tod ist nicht gerade das „übliche“ Gesprächsthema am Mittagstisch.

Als persönliches, nahegehendes Thema ist der Tod in Deutschland eher tabuisiert. Bei Todesfällen in der Familie oder im Freundeskreis fällt es oft schwer, Worte zu finden – die „richtigen“ erst recht. Trauernde zu meiden, scheint manchmal der vermeintlich einfachere Weg zu sein. Dass es anders geht und hilft, zeigt der Umgang mit dem Tod und dem Abschiednehmen in anderen Kulturen. Der Tod bleibt dabei das größte Geheimnis unser aller Leben.

 

Mit dieser Ausgabe möchten wir mit Tabus brechen, denn im Miteinander und Sprechen liegen Trost
und Hoffnung – und der Wille zum Weiterleben.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Herzliche Grüße

Johanna Fischotter

 

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