01.06.2005

Zwangsumsiedlung für Staudammbau in Burma

Für den Energieexport nach Thailand will Burmas Militärregierung einen Großstaudamm bauen, für den Tausende Angehörige der Shan umgesiedelt werden sollen. Der Tasang Staudamm soll am Fluss Salween im zentralen Shan Bundesstaat entstehen. Teile des Gebietes sind bereits entvölkert. Systematisch hat die Militärdiktatur weite Teile des Shan Staates "geräumt", um die Freiheitsbewegung der Shan zu bekämpfen und Platz zu schaffen für die Entwicklung neuer Wirtschaftszonen. Mehr als 100.000 Menschen wurden bereits zwangsumgesiedelt. Seit die Regierung des Vielvölkerstaates Burma 1948 den Aufbau eines föderalen Systems ablehnte, herrscht nicht nur in der Heimat der Shan sondern auch in vielen anderen Nationalitäten-Regionen Burmas Krieg.

Noch ist der Tasang Damm im Planungsstadium. Mehr als sechs Milliarden DM soll der Bau der 188 Meter hohen Staumauer und des 640 Quadratkilometer großen Stausees kosten. Tausende Shan sollen für das Megaprojekt noch zwangsumgesiedelt werden. Bereits 1991 führten japanische Konsultingfirmen erste Machbarkeitsstudien durch. Interesse an einer Einfuhr von Energie aus dem Nachbarland zeigt bereits die Greater Mekong Subregion Power Co. Ltd. (GMS) aus Thailand. Ein Finanzierungsplan und eine Umweltverträglichkeitsstudie wurden in Auftrag gegeben. Das Militärregime hatte sich bereits 1989 mit dem späteren thailändischen Innenminister General Chavalit auf den Bau von mehreren Staudämmen zur Energiegewinnung verständigt. Doch die betroffene Bevölkerung wurde in keiner Weise in die Planung miteinbezogen.

Der Bau des Staudammes hätte katastrophale Folgen für die Umwelt und die lokale Bevölkerung. Den gewaltigen Wassermassen müssten nicht nur Wälder, fruchtbare Böden und Rückzugsgebiete für Tiere weichen, sondern auch Tausende Shan, die an den Ufern des Salween von traditioneller Landwirtschaft, Jagd, Fischfang und dem Sammeln von Nahrung leben. Die Menschen würden ihre wichtigste Kommunikationsmöglichkeit einbüßen, wenn die Wasserstraße nicht mehr durchgängig befahrbar wäre. Nach allen Erfahrungen mit dem Militärregime müssen die Shan mit Zwangsarbeit, Enteignungen und Deportationen rechnen. Regierungen in aller Welt verhängten aufgrund des systematischen Einsatzes von Zwangsarbeit und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen Sanktionen gegen Burma.

Das Muster für die Zwangsumsiedlungen ist in Burma immer gleich. Dem Dorfältesten wird eine schriftliche Ausweisungsverfügung überbracht. Darin wird die Bevölkerung aufgefordert, das Dorf zu einem bestimmten Zeitpunkt zu verlassen und sich in eine neue Siedlung zu begeben, die meist in der Nähe eines Militärstützpunktes liegt. Jeder Shan, der nach Ablauf des Ultimatums in seinem Heimatdorf angetroffen wird, wird festgenommen oder erschossen. Nahrungsmittel und das persönliche Eigentum der Vertriebenen, das nicht mitgenommen werden kann, werden beschlagnahmt oder vernichtet. Die Shan haben unter allen Völkern Burmas besonders hart unter den Gräueltaten der Militärjunta zu leiden. Der geplante Bau des Tasang Staudammes würde die jahrzehntelange Verfolgung nochmals eskalieren lassen. Wenn die internationale Staatengemeinschaft es mit ihren Sanktionen gegen das Pariah-Regime in Rangoon ernst meint, dann sollte sie jede Unterstützung dieser menschenverachtenden Politik unterlassen.