27.09.2008

Ziele und Inhalte

Seit 40 Jahren widmet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) – gegründet 1968 als Reaktion auf den Genozid in Biafra – ihre Menschenrechtsarbeit dem Kampf gegen Völkermord und Vertreibung, Verfolgung und Diskriminierung ethnischer und religiöser Gemeinschaften.

Der internationale Kongress "IMMER WIEDER? NIEMALS WIEDER! Frauen-Opferverbände nach Vertreibung und Völkermord", den die GfbV von 28 – 29. November in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover organisiert, soll anlässlich des 60. Jahrestages der UN-Völkermordkonvention am 9. Dezember auf die schwierige Situation von Frauen nach Genozidverbrechen aufmerksam machen. Sie haben Ehemänner, Brüder, Väter und Söhne, aber auch Töchter, Mütter, Schwestern und andere Angehörige oder Freunde verloren. Auf sich allein gestellt müssen sie das Überleben ihrer Gemeinschaften sichern und mit dem Wiederaufbau beginnen. Viele von ihnen wurden selbst Opfer von Gewaltverbrechen – und sind teilweise auch in den Jahren nach Genozid oder Vertreibung weiterhin unmittelbar bedroht. Doch Gewalt an Frauen wird oft übersehen, verdrängt oder sogar geleugnet. Viele ihrer Probleme wären leichter zu bewältigen, gäbe es Hilfe von Außen.

Deshalb soll der Kongress das schreckliche Leid der Opfer und die furchtbaren Verbrechen in Erinnerung rufen. Aber vor allem soll er Frauenverbände, Hilfsorganisationen und die zuständigen Ministerien mit Frauenbewegungen aus Genozidregionen zusammenbringen, um gemeinsam praktische und finanzielle Unterstützung für die unvorstellbar schwierige Arbeit der Frauen-Opferverbände zu organisieren. Die GfbV will so einen Beitrag zu Vergangenheitsbewältigung, Wiederaufbau sowie Versöhnung nach Genoziden leisten.

 

Ziele des Kongresses:

1. Die Opferverbände stärken

Der Kongress macht die Arbeit der Frauen-Opferverbände bekannt und lädt die Frauenvereinigungen Deutschlands, Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik, Entwicklungsministerium und der Hilfswerke ein, sich über die Projekte der Überlebenden zu informieren und diese zu fördern. Bereits im Vorfeld des Kongresses wird die GfbV in Deutschland möglichst viel Unterstützung für die einzelnen Entwicklungsprojekte zu gewinnen suchen. Diese soll während des Kongresses möglichst ausgebaut und erweitert werden. Neben der Vernetzung mit Vertretern deutscher Frauenorganisationen, Politik und Wirtschaft, wird der Kongress den eingeladenen Frauen vor allem auch untereinander die Möglichkeit bieten, Erfahrungen auszutauschen – schließlich haben sie in ihrer tagtäglichen Arbeit mit teils sehr ähnlichen Problemen zu kämpfen.

 

2. Initiierung einer internationalen Koordinationsstelle der Frauen-Opferverbände

Auf dem Kongress soll die Gründung einer internationalen Koordinationsstelle für die Arbeit der Frauen-Opferverbände ins Auge gefasst werden.

 

3. Verabschiedung eines gemeinsamen Appells

Der Kongress wird einen Rahmen bieten für die Verabschiedung eines Appells der Frauenopferorganisationen an die Regierungen ihrer Herkunftsländer, die Europäische Union (EU), den Europarat (ER), die Vereinten Nationen (UN), die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die Vereinigungen der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) und der G8- Staaten, die Afrikanische Union (AU), die Arabische Liga, die Organisation Islamischer Staaten, den Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN), und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS):

-Die Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes zu einer Leitlinie der internationalen Politik zu machen und rechtzeitig gegen die Vernichtung von ethnischen und religiösen Gemeinschaften zu intervenieren,

-Für eine Erweiterung des UN-Mandats zur Intervention gegen Genozid zu sorgen,

-Sich für die Aufstellung nationaler Aktionsprogramme für stärkere Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen der institutionellen Verhütung, Bewältigung und Beilegung von Kriegen und Genoziden gemäß den Bestimmungen der UN-Resolution 1325 einzusetzen.

 

4. Öffentlichkeit schaffen und Anerkennung der Genozide erreichen

Der Kongress soll das furchtbare Geschehen, die Genozide, die Massenvertreibungen, die schrecklichen Verbrechen an Frauen und Kindern, die Bombardements ziviler Ziele, die Errichtung von Vergewaltigungs-, und Konzentrationslagern noch einmal zur Mahnung der internationalen Öffentlichkeit in Erinnerung rufen. Er fordert die Anerkennung dieser Völkermordverbrechen an den irakischen Kurden und den Assyro-Chaldäern im Irak, an den Bosniern, den Indianern Guatemalas und den schwarzafrikanischen Völkern des Südsudans und des Nuba-Landes und die Beendigung des aktuellen Völkermordes in Darfur durch Regierungen und internationale Institutionen.

Immer wieder? Niemals wieder! Die Kongress-Broschüre downloaden