29.06.2015

Zehn Christinnen im Sudan droht Auspeitschung

Muslimische Bekleidungsvorschriften missachtet

© Flickr/Bread for the World

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat einen Freispruch für zehn Christinnen gefordert, die sich vor einem Gericht im Sudan wegen Verletzung von muslimischen Bekleidungsvorschriften verantworten müssen. Den 20- bis 22-Jährigen droht eine Geldstrafe oder die Auspeitschung. „Das Verfahren gegen die jungen Frauen zeigt, wie schwierig die Lage von Christen im überwiegend muslimischen Sudan ist“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen und erinnerte an das Schicksal von zwei seit Dezember 2014 und Januar 2015 inhaftierten Pastoren. Ihnen droht wegen angeblicher Spionage sowie der Missachtung islamischer Regeln das Todesurteil, obwohl sie nur ihren Glauben praktizierten.

Die Studentinnen hatten am vergangenen Donnerstag an einem religiösen Fest einer Baptistengemeinde in der sudanesischen Hauptstadt Khartum teilgenommen. Beim Verlassen des Gotteshauses im Stadtteil El Izba wurden sie von der Polizei wegen angeblich „skandalösen Aussehens“ festgenommen. Die jungen Frauen, die zu einer Polizeiwache gebracht wurden, trugen lange Hosen und Blusen. Gegen zehn Studentinnen wurden gemäß Paragraph 152 des Strafgesetzbuches Verfahren wegen „Verletzung der öffentlichen Moral“ aufgenommen. Gegen zwei Festgenommene wurden keine Verfahren eingeleitet.

Am gestrigen Sonntag fand die erste Gerichtsverhandlung gegen einige der Verhafteten statt. Der Prozess soll am 6. Juli fortgeführt werden. Ihre Rechtsanwältinnen zeigten sich von der Anklage erschüttert und betonten, die Frauen hätten sich für die Feier nur besonders festlich angezogen. Ihre Verhaftung und Anklage sei ein Anschlag auf die Religionsfreiheit im Sudan.

„Mit großer Sorge verfolgen wir auch den Fall von zwei inhaftierten Pastoren der Presbyterianischen Kirche des Südsudan“, berichtete Delius. Reverend Yat Michael Ruot aus dem südsudanesischen Juba ist nach einer von ihm in Khartum gehaltenen Messe bereits seit dem 21. Dezember 2014 inhaftiert. Der in Khartum lebende südsudanesische Reverend David Yein Reith wurde am 11. Januar 2015 verhaftet, nachdem er sich offiziell nach dem Schicksal seines festgenommenen Kollegen erkundigt hatte. Bis zum 1. März wurden sie in strenger Isolationshaft gehalten und am 6. Juni in ein Hochsicherheitsgefängnis gebracht, so dass sie erneut keine Besucher empfangen dürfen.

Christen werden im Sudan vor allem seit der Loslösung des überwiegend christlichen Südsudan im Juli 2011 systematisch von den Sicherheitsbehörden eingeschüchtert. Es wird ein Klima der Angst geschürt, willkürliche Eingriffe in Religionsfreiheit behindern ihre Glaubensausübung während zugleich der Nationale Sicherheitsdienst die Kirchen unterwandert.


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