25.09.2006

Wieder Attentate auf Christen in Bagdad

Gesellschaft für bedrohte Völker fordert langfristige Aufnahme christlicher Flüchtlinge aus dem Irak in Deutschland

Nach dem Attentat auf die 25. christliche Kirche in Bagdad durch islamistische Terroristen seit Ende 2003 fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Innenminister von Bund und Ländern dringend dazu auf, den nach Deutschland geflüchteten 20 000 Christen aus dem Irak einen langfristigen Aufenthaltsstatus einzuräumen. "Auch eine Einbürgerung dieser Flüchtlinge muss möglich sein", forderte der GfbV- Generalsekretär Tilman Zülch, "denn eine Rückkehr dieser Menschen ist nicht zu verantworten."

 

Am gestrigen Sonntag, dem 24. September, war auf den PKW des Priesters Izria Wurda eine Handgranate geworfen worden, als die Gläubigen um 10.00 Uhr morgens gerade die altorientalische orthodoxe Maria-Kathedrale im Stadtteil ar-Riad in Bagdad verließen. Gottesdienstbesucher, Polizeikräfte und Passanten eilten herbei, um den Verletzten Erste Hilfe zu leisten. In diesem Moment explodierte dort ein mit Sprengstoff beladenes Auto. Zwei Menschen wurden durch die beiden Anschläge sofort getötet: der Wachmann der Kirche Josef Ischo und ein Kind, dessen Identität noch nicht geklärt ist. Dies bestätigte Yosif Dizai, Repräsentant der GfbV-Sektion Kurdistan/Irak, dem GfbV- Nahostreferenten in Göttingen, Kamal Sido, telefonisch am Montag. Insgesamt wurden 17 Menschen verletzt. Ein Verletzter verlor ein Bein, ein zweiter sein Augenlicht. Unter den Verwundeten sind auch vier Polizisten.

 

"Deutschland soll sich an dem historischen Präzedenzfall der Hugenotten orientieren und die christlichen Flüchtlinge aus dem Irak aufnehmen", forderte Zülch. Wie einst die Hugenotten seien sie integrationswillig, meistens gut ausgebildet und sähen ihren zukünftigen Lebensmittelpunkt in der Bundesrepublik Deutschland.

 

Der Vorsitzende der Weltunion der muslimischen Gelehrten Scheich Jussef al-Karadawi solle die Anschläge im Irak unzweideutig und öffentlich verurteilen, zumal der Koran jegliche Form der Gewalt während des Fastenmonats Ramadan untersage.