26.04.2005

Vor zehn Jahren entführt: "Bitte setzen Sie sich für die Freilassung des tibetischen Panchen Lama ein, Herr Thierse!"

Bundestagspräsident Thierse reist nach China

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gebeten, sich bei seiner am Montag beginnenden China-Reise für die Freilassung des vor zehn Jahren von chinesischen Sicherheitskräften entführten 11. Panchen Lama einzusetzen. "Es wäre das schönste Geburtstagsgeschenk für den zweithöchsten religiösen Würdenträger der tibetischen Buddhisten, wenn er endlich seine Familie wieder sehen dürfte", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Der Panchen Lama wird am Montag 16 Jahre alt. Seit seinem mysteriösen Verschwinden am 17. Juni 1995 fehlt ihm jede Spur.

 

Das Schicksal des entführten Panchen Lama beschäftigt seit Jahren Menschenrechtler und Parlamente in aller Welt. Auch der Deutsche Bundestag hatte die Bundesregierung in der sehr beachteten Tibet-Resolution vom 20. Juni 1996 aufgefordert, sich für die Freilassung des Panchen Lama einzusetzen. China verweigere jedoch beharrlich jede überprüfbare und glaubwürdige Information über das Schicksal des entführten Jungen, der lange als der jüngste politische Gefangene der Welt galt.

 

Am 15. Mai 1995 war der damals sechsjährige Gendhun Choekyi Nyima von dem im indischen Exil lebenden Dalai Lama als Reinkarnation und 11. Panchen Lama erkannt worden. Nur einen Monat später verschwand er. Am 29. November 1995 ließen die chinesischen Behörden einen Jungen offiziell zum neuen Panchen Lama bestimmen, der ihnen gefügiger war. Ihm verweigern die meisten Tibeter bis heute die Anerkennung.