11.12.2008

Von Teery Botros von der Assyrischen Patriotischen Partei - Irak

Grußwort zum 40-jährigen Bestehen der Gesellschaft für bedrohte Völker

Göttingen
Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich freue mich sehr, dass ich die Möglichkeit habe, an dieser Feier zum 40. Jahrestag der Gründung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) teilzunehmen.

Es ist schön, hier unter Freunden zu sein, die unsere Gefühle, unser Leid und unsere Angst vor der Zukunft teilen. Niemand beneidet uns um die Situation im Zweistromland von Euphrat und Tigris. Seit der Gründung des Staates Iraks im Jahr 1921 musste das Volk der Assyrer-Chaldäer-Aramäer Unterdrückung und Ungerechtigkeit erleiden und zum Opfer der Willkür werden. Das erste Massaker der irakischen Armee 1933 richtete sich auch gegen die friedliche Gruppe der Assyrer. Seitdem wurde das assyrische Volk kontinuierlich von der irakischen Armee unterdrückt und schikaniert.

Trotz der leidvollen Geschichte des assyrischen Volkes und der anderen Minderheiten im Irak, die ebenfalls schrecklichen Arten der Folter und des Terrors ausgesetzt waren, hat sich die Lage nach dem Ende des tyrannischen Regimes Saddam Husseins gebessert. Vor allem in Irakisch-Kurdistan scheint die Zukunft für die irakischen Minderheiten sicherer geworden zu sein, aber auch insgesamt hoffen sie auf einen neuen Irak. Dieser freie und demokratische Staat soll es für all seine Söhne und Töchter ermöglichen, ohne religiöse oder nationale Einschränkungen zu leben.

Mit dem Fall Saddam Husseins entstanden allerdings neue Gruppierungen. Vor dem Hintergrund von religiösem und nationalem Extremismus entstand eine neue Art der Tyrannei in ganz Mesopotamien. Bewaffnete Gruppen verüben täglich Angriffe auf Kirchen und sind verantwortlich für Entführungen, Ermordungen und Hinrichtungen.

In Folge dessen fliehen die Menschen aus ihrer Heimat, um in anderen Ländern oder in der Region Kurdistan Sicherheit und Schutz zu finden. Ihre Dörfer wurden zum Großteil von der irakischen Regierung zwischen 1961 und 1988 zerstört. In den letzten beiden Jahren kehrten viele dieser Menschen – nach dem Wiederaufbau ihrer Dörfer – in diese zurück.

Die Mehrheit der Assyrer ist der Meinung, dass kulturelle Autonomie und Selbstverwaltung für alle Minderheiten außerordentlich wichtig wären.

Das politische Bestreben, die Niniveh-Ebene an Kurdistan anzubinden, um eine Verbindung zwischen unseren in Irakisch-Kurdistan liegenden Dörfern und denen in der Niniveh-Ebene herzustellen, soll realisiert werden.

In diesem Sinn möchte ich allen Mitgliedern und Mitarbeitern der GfbV zu Ihrem Jubiläum gratulieren und noch einmal daran erinnern, dass die Gesellschaft für bedrohte Völker sich über 30 Jahre lang unentwegt und kontinuierlich für die Menschenrechte der aramäischsprachigen Christen eingesetzt hat. Die Einzelheiten dieses Engagements würden viele Bücher füllen. Hervorgehoben werden soll daher an dieser Stelle nur, dass sich die GfbV auch für Flüchtlinge engagierte, die dann in den meisten Fällen in Deutschland bleiben durften. Dies tut die GfbV bis heute unermüdlich.

Vielen Dank