12.05.2005

Versöhnung zwischen Christen und Muslimen in Indonesien fördern

 

Osama bin Ladens Aufruf zum "Heiligen Krieg" hat die Welt in Angst und Schrecken versetzt. Was "Heiliger Krieg" bedeutet, das haben die Menschen auf den Molukken-Inseln im Osten Indonesiens am eigenen Leib erfahren müssen. 2000 militante Muslime der mit bin Laden kooperierenden Organisation Laskar Jihad riefen im vergangenen Jahr zum "Heiligen Krieg" gegen die Christen auf den Inseln auf. Mit dem Appell wollte Laskar Jihad nach eigenen Angaben bedrängte Muslime unterstützen. Tatsächlich begannen sie jedoch eine Massenvertreibung von Christen und waren für eine Eskalation der seit Januar 1999 andauernden Konflikte zwischen Christen und Muslimen auf den Molukken verantwortlich.

Die Attacken der Laskar Jihad-Kämpfer sind gefürchtet: Mit Schnellbooten greifen schwerbewaffnete Kommandos im Morgengrauen Christen-Dörfer an. Sympathisierende Soldaten und Polizisten schauen tatenlos zu, wenn unbewaffnete Dorfbewohner umgebracht werden. Auch Kinder und alte Menschen werden nicht geschont. Manche Ortschaften werden bis zu viermal innerhalb weniger Wochen attackiert, bis die Dorfbewohner schließlich dem Druck nachgeben und fliehen. Mit den Angriffen wollen die Laskar Jihad-Kämpfer christliche Molukker aus ihrer Heimat vertreiben. Christen revanchieren sich mit nicht minder schweren Menschenrechtsverletzungen. Muslimische Dörfer werden angegriffen und zerstört. So ist ein Kreislauf der Gewalt entstanden, der nur schwer zu durchbrechen ist.

Mehr als 9.000 Muslime und Christen sind bislang durch die Kämpfe ums Leben gekommen. Mehrere hundert Moscheen und Kirchen wurden niedergebrannt. Noch sind die Inseln nicht zur Ruhe gekommen. Wir haben immer wieder davor gewarnt, die Kämpfe als Glaubenskrieg zu bezeichnen. Gezielt wurden bestehende ethnische Konflikte und soziale Spannungen von Kreisen um den gestürzten indonesischen Diktator Suharto ausgenutzt, um die junge Demokratie Indonesiens zu destabilisieren. Nicht nur Staatspräsident Wahid, sondern alle demokratischen Kräfte des südostasiatischen Inselstaates verloren aufgrund des Krieges auf den Molukken im In- und Ausland an Ansehen.

Auch anderen radikal-islamischen Organisationen in Indonesien wird nachgesagt, dass sie von Kreisen um den ehemaligen Diktator Suharto unterstützt werden und an einer Demokratisierung des Landes nicht interessiert sind. Zwar haben die meisten dieser Organisationen die Terroranschläge vom 11. September 2001 verurteilt. Doch drohen einige dieser Gruppen den USA mit einem "Heiligen Krieg", sollte Afghanistan angegriffen werden. Die Angst unter Ausländern wächst in Indonesien, nachdem einige extremistische muslimische Organisationen Hotels nach Amerikanern durchsuchten. Viele Ausländer verlassen den größten muslimischen Staat der Welt aus Angst vor Repressalien.

Die Molukken gleichen noch immer einem Pulverfass. Hoffnung macht jedoch, dass in den letzten Monaten weniger übergriffe verübt wurden. Inzwischen gibt es auch Initiativen zur Versöhnung der verfeindeten Angehörigen der Glaubensgemeinschaften, für die wir um Ihre Unterstützung bitten. Ganz gezielt werben wir bei der Europäischen Union und verschiedenen europäischen Regierungen für großzügige Hilfen beim Wiederaufbau und für die Versöhnung auf den Molukken. Seit Ausbruch der Kämpfe hatten wir in zahlreichen Presseerklärungen, Memoranden, Radio- und Fernsehinterviews über den komplexen Hintergrund der Konflikte informiert. Mit einer Postkartenkampagne und einer Demonstration von Molukkern vor dem Außenministerrat der Europäischen Union in Brüssel forderten wir die Entsendung von Menschenrechtsbeobachtern und Blauhelmsoldaten der Vereinten Nationen. Eine rechtzeitige Entsendung hätte viel Blutvergießen verhindern können.

500.000 Flüchtlinge warten dringend auf Unterstützung, um in ihre zerstörten Dörfer auf den Molukken zurückkehren zu können. Doch ohne einen Dialog zwischen Christen und Muslimen wird es keine Perspektive für ein Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften geben. Es muss zu einer Versöhnung auf den Molukken kommen. Sonst werden die Spannungen in Indonesien weiter zunehmen. Bitte unterstützen Sie daher unser Engagement für Versöhnung und Wiederaufbau auf den zerstörten Inseln mit einer Spende auf das Konto Nummer 1909 bei der Sparkasse Göttingen, BLZ 260 500 01.Sie können uns auch online eine Einzugsermächtigung erteilen und / oder Mitglied werden.