23.03.2007

Verfolgt und gejagt in Laos

Hmong-Bauern nahe der Dschungelverstecke unter Generalverdacht

Nicht nur die früheren CIA-Kämpfer und deren Nachkommen halten sich aus Angst um ihr Leben im Dschungel versteckt. Auch einfache Hmong-Bauern, die einst in der Nähe der Dschungelverstecke lebten, mussten in den Dschungel fliehen. Sie wurden oft vom Militär verdächtigt, die sich versteckt haltenden Hmong zu unterstützen. Teilweise wurden sie bedroht, teilweise wurden ihre Dörfer ohne Vorwarnung angegriffen. Viele Hmong-Bauern flohen daraufhin ebenfalls in den Dschungel.

Laos und Vietnam bestreiten militärischen Konflikt mit Hmong

Die laotische Regierung bestreitet jeglichen Konflikt mit den Hmong. Es gäbe keine militärischen Übergriffe oder bewaffnete Auseinandersetzungen, wird von Laos behauptet – doch die vielen Augenzeugenberichte, Foto- und Videobeweise sowie das Zugangsverbot für Ausländer und internationale Organisationen in die Konfliktzonen können dies zweifellos widerlegen.

Durch die Augenzeugen, die sich im Dschungel versteckt hielten, von Militärs attackiert wurden und anschließend nach Thailand flüchteten, weiß man, dass die Angriffe auf die Hmong nicht nur von laotischen, sondern auch von vietnamesischen Militärs durchgeführt werden. Die Hmong erkannten die Uniformen und die Sprache. Doch auch von vietnamesischer Seite wird der Konflikt abgestritten.

Von Hubschraubern erspäht – von Bodentruppen angegriffen

Zahlreiche Augenzeugen berichteten von ganz ähnlichen Erlebnissen: Das Militär benutzt seit einigen Jahren auch Militärhubschrauber in seinem Kampf gegen die im Dschungel versteckten Hmong. Nicht immer werden die Hmong – sobald ihre Verstecke erspäht wurden – sofort von den Hubschraubern unter Beschuss genommen. Oft passiert erst einmal gar nichts, bis wenige Tage später hunderte Bodentruppen wie aus dem Nichts auftauchen, die Hmong in ihren Verstecken umzingeln und angreifen.

Giftige Chemikalien aus der Luft versprüht

Immer wieder berichteten Augenzeugen darüber, dass sie auch mit chemischen Waffen angegriffen worden waren. Die Chemikalien seien gelblich und würden aus der Luft über dem Dschungel versprüht. Sie können zu Blindheit, Durchfall, dem Verlust der Zähne und schweren Bauchschmerzen führen. Auch die Haut kann Veränderungen aufzeigen. Bei manchen Opfern schwillt der Bauch extrem an, sodass sie einen sehr langsamen und schmerzhaften Tod sterben. Die Chemikalien bleiben für einige Zeit nach dem Versprühen auf den Pflanzen und im Wasser, sodass diese unsichtbaren Giftstoffe auch bei der Nahrungsaufnahme in den Körper gelangen können. In den mit Chemikalien besprühten Gebieten sind häufig kranke oder tote Tiere zu finden.

Frauen und Kinder besonders schwer betroffen

Bei den Angriffen auf die Hmong im Dschungel von Laos sterben besonders häufig Frauen und Kinder. Sie können nicht so schnell laufen wie die Männer und die Mütter müssen ihre kleinen Kinder häufig tragen. Viele Babys mussten verhungern, weil sie von ihren Müttern, die durch Angriffe oder Hunger gestorben waren, nicht mehr gestillt werden konnten. Teils sind die Mütter auch so entkräftet und unterernährt, dass sie nicht genügend Muttermilch zum Stillen haben.

Fast alle Kinder, ob im Dschungel von Laos oder im Flüchtlingslager in Thailand, sind schwer traumatisiert. So gut wie alle von ihnen haben Eltern, Geschwister oder Freunde verloren. Die ständige Angst, das große Leid, das Leben auf der Flucht, die Anblicke der Gräueltaten des Militärs sowie die schweren Verluste, die sie hinnehmen mussten, zeichnen sie für ihr Leben.

Zu große Angst, um sich zu ergeben

Obwohl die Hmong im Dschungel unter unvorstellbar harten Bedingungen leben, wollen sich die meisten von ihnen den laotischen Behörden auf keinen Fall ergeben. Zu oft haben sich verzweifelte Hmong aus ihren Verstecken herausgewagt und wurden sofort gefangen genommen. In der Gefangenschaft drohen den Hmong Folter und Misshandlungen.

Den Vereinten Nationen und internationalen Hilfsorganisationen wird der Zugang zu Hmong, die ihre Verstecken verlassen und sich den laotischen Behörden ergeben haben, strikt verwehrt. Erst im Dezember 2006 hat sich eine Gruppe von mehr als 400 Hmong – die meisten von ihnen Kinder – ergeben. Sie wurden von laotischem Militär auf Trucks geladen und abtransportiert. Ihr Schicksal ist seitdem – wie das von vielen anderen, die sich in den Jahren zuvor ergeben hatten – ungewiss.