27.02.2007

Verfolgt, gejagt – verloren? Das Drama der Hmong in Laos und Thailand

Die aktuelle Lage

Die Zahl der Attacken auf die Hmong, die sich seit über 30 Jahren im Dschungel von Laos versteckt halten, hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Die etwa 10.000 bis 20.000 Hmong hungern, halten sich in Höhlen und Erdlöchern versteckt und sind ständig auf der Flucht vor dem laotischen und vietnamesischen Militär. Sie sind isoliert und verzweifelt. Besonders Frauen und Kinder leiden unter den extrem unmenschlichen Bedingungen.

Doch auch die über 8.000 Hmong-Flüchtlinge, die es bisher über die Grenze nach Thailand schafften, sind nicht sicher. Thailand fürchtet Flüchtlingsströme, mit denen das Land nicht fertig werden würde, betrachtet die Flüchtlinge als Wirtschaftsmigranten und will sie möglichst schnell nach Laos zurück deportieren. Zahlreichen Hmong-Flüchtlingen drohen dort jedoch Verfolgung, Folter oder gar der Tod – ihre Auslieferung an Laos wäre ein eklatanter Verstoß gegen geltendes Völkerrecht.

Verfolgt und gejagt in Laos

In den 1960-er und 1970-er Jahren wurden Tausende Hmong vom US-Geheimdienst CIA angeworben, um gegen die kommunistische Pathet Lao zu kämpfen und ihre Machtergreifung zu verhindern. Von vielen Menschen in Laos wird ihnen das bis heute nicht verziehen. Rund 30.000 Hmong wurden damals getötet, bis zu 300.000 flüchteten hauptsächlich in die USA. Tausende Hmong halten sich bis heute im Dschungel verborgen. Für die laotische Regierung gelten sie als "Rebellen", obwohl es seit Jahren keinerlei Anzeichen für bewaffneten Widerstand mehr gibt.

Die meisten Gruppen bestehen aus Angehörigen der zweiten oder dritten Generation der ehemaligen Kämpfer oder aus einfachen Bauern, die von den Militärs verdächtigt wurden, die versteckten Hmong unterstützt zu haben.

Seit Jahrzehnten werden die Hmong im Dschungel von Laos gnadenlos gejagt, brutal gefoltert und vergewaltigt, aus der Luft mit Chemikalien attackiert und ermordet.

"Am 30. März 1997 haben laotische Soldaten mein Dorf angegriffen. Ich war Zeuge wie meine Mutter und meine Schwester von ihnen erschossen wurden. Auch ich wurde durch Geschosse verwundet. Meine vierjährige Schwester Khang wurde durch mehrere Schüsse schwer verletzt. Wir konnten uns in den nahe gelegenen Dschungel retten. Ich beobachtete wie die Soldaten zurückkamen und nochmals auf meine kleine Schwester schossen, die halbtot am Boden lag...”

Durch das ständige Leben auf der Flucht können sich die Hmong in der Regel nicht länger als drei Wochen an einem Ort im Dschungel aufhalten. Sie können weder Vieh züchten noch Nahrung anbauen. Sie hausen unter provisorischen Blätterdächern und in Erdhöhlen, ernähren sich beinahe ausschließlich von Wurzeln und sind absolut verzweifelt. Fast alle haben Eltern, Geschwister oder andere nahe Verwandte und Freunde durch die Militärangriffe und den Hunger verloren. Die meisten von ihnen leiden an Schusswunden, Unterernährung, Vergiftungen durch Chemikalien, die von Flugzeugen aus über den Hmong abgworfen werden sowie schweren Mangelerscheinungen und bräuchten dringend medizinische Versorgung.

Verraten von Thailand

Von ständiger Angst vor Militärangriffen, von quälendem Hunger, von unvorstellbarer Verzweiflung und von der Sorge um Familie, Freunde und Kinder getrieben, machen sich immer mehr Hmong-Gruppen auf den gefährlichen Weg, um die Grenze nach Thailand zu überqueren.

Mittlerweile sind über 8.000 Hmong im Flüchtlingslager von Petchabun untergebracht. Eine unbekannte Anzahl von Hmong halten sich in Thailand versteckt bzw. werden in thailändischen Gefangenenlagern festgehalten.

Die thailändische Regierung betrachtet die Flüchtlinge grundsätzlich als Wirtschaftsmigranten und droht regelmäßig mit ihrer Abschiebung nach Laos. Einige dieser Abschiebungen konnten durch Proteste verhindert werden, andere jedoch nicht. Den Hmong-Flüchtlingen aus dem laotischen Dschungel drohen bei einer Rückführung nach Laos Gefangenschaft, Folter, Isolation und vielleicht sogar der Tod. Laos verhindert konsequent den Zugang der Vereinten Nationen zu bereits deportierten Hmong. Nach ihrer Abschiebung bleibt ihr weiteres Schicksal in den meisten Fällen unbekannt. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge wiederholte beispielsweise bereits mehrfach seine Sorge um 26 Hmong-Kinder, die im Dezember 2005 von ihren Eltern getrennt und nach Laos abgeschoben worden waren.

Thailand hat im Dezember 2006 ein Kooperations-Abkommen mit Laos getroffen, um zukünftige Deportationen zu erleichtern. In diesem wurde vereinbart, dass Thailand alle persönlichen Details der Flüchtlinge zur Identifikation und Feststellung der Staatsbürgerschaft der Hmong an Laos weitergibt, um deren Deportation nach Laos möglichst schnell vorbereiten und abwickeln zu können.

Hintergrund: Wer sind die Hmong?

Die Hmong (oder auch "Mong") sind eine ethnische Minderheit in Südostasien. Die meisten von ihnen (etwa drei Millionen) leben in China, wo sie "Miao" genannt werden. In Vietnam sollen etwa 790.000, in Laos 320.000 und in Thailand 150.000 Hmong leben. Weltweit gibt es etwa vier bis fünf Millionen Hmong. Davon befinden sich 250.000 bis 300.000 in den USA, sowie einige Tausend in Frankreich, Französisch Guinea, Kanada und Australien. Nach der Machtübernahme der kommunistischen Pathet Lao in Laos 1975 flüchteten und emigrierten viele Hmong aus Laos in diese westlichen Länder, da sie sich als ehemalige Verbündete der USA in Laos massiven Verfolgungen ausgesetzt sahen.

Die Hmong in Laos: Vielschichtige Menschenrechtsverletzungen

Die Verfolgung der Hmong im Dschungel von Laos ist zwar das größte und schwerwiegendste, aber bei weitem nicht das einzige Problem der Hmong in Laos. Zwangsumsiedlungen der traditionell in den Berggebieten wohnenden Hmong in die Tiefländer von Laos auf Grund von gigantischen Wirtschafts- und Förderungsprogrammen stellen die Hmong vor riesige Probleme kultureller, wirtschaftlicher, finanzieller, medizinischer, psychologischer und sozialer Art. Außerdem sind die Hmong in Laos in hohem Maße von Diskriminierung betroffen. Viele von ihnen sind auch von Großbauprojekten wie dem Nam Theun II Staudamm direkt oder indirekt betroffen, ohne dass ihnen ein Mitspracherecht gewährt wird.