27.12.2011

Vage Friedenshoffnung für Darfur – Sudan soll Friedensprozess erneuern und öffnen

Nach dem Tod des Chefs der JEM-Rebellen in Darfur (Sudan)

Nach dem gewaltsamen Tod des Chefs der JEM-Rebellen in Darfur gibt es eine vage Hoffnung auf Frieden im Westen des Sudan, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Sonntag in Göttingen. „Nur wenn der Darfur-Friedensprozess nun erneuert und für die JEM geöffnet wird, gibt es eine reelle Hoffnung auf Frieden im Westen des Sudan“, sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Das setze aber ein Umdenken bei der sudanesischen Führung voraus, die bislang nur auf die militärische Zerschlagung der Rebellenbewegung abziele. Darüber hinaus müsste die sudanesische Regierung mehr auf die Forderungen der im Rahmen des Völkermords seit 2003 aus ihren Dörfern vertriebenen Zivilbevölkerung eingehen, um tatsächlich Frieden und Gerechtigkeit in Darfur zu schaffen. „Noch immer warten drei Millionen Vertriebene auf ihre Rückkehr auf ihr altes Land sowie auf eine angemessene Bestrafung der Verantwortlichen des Völkermords, dem mindestens 400.000 Menschen zum Opfer gefallen sind“, sagte Delius.

Der Vorsitzende der Darfur-Freiheitsbewegung „Justice and Equality Movement (JEM)“, Khalil Ibrahim, war in der Weihnachtsnacht bei Kämpfen zwischen seiner Bewegung und der sudanesischen Armee in der Provinz Nord-Kordofan getötet worden. Der gebürtige Angehörige der Volksgruppe der Zaghawa führte die militärisch schlagkräftigste Freiheitsbewegung im Westen des Sudan. Für die sudanesische Regierung war er spätestens seit seinem Angriff auf die nahe der sudanesischen Hauptstadt gelegene Stadt Omdurman im Mai 2008 eine potentielle Gefahr, weil er nicht nur Rechte für die lange diskriminierten Darfuris einforderte, sondern auch auf einen Sturz der sudanesischen Regierung hinarbeitete. Gemeinsam mit mehreren anderen Freiheitsbewegungen hatte sich Ibrahim in den letzten Monaten verbündet, um die sudanesische Regierung zu stürzen.

„Viele Menschen in Darfur werden seinen Tod bedauern, weil die JEM mit ihrem bewaffneten Widerstand den Genozid bekämpfte und für Rechte der Darfuris eintrat“, erklärte Delius. „Ohne den Widerstand der JEM hätte die Weltöffentlichkeit den Völkermord in Darfur kaum zur Kenntnis genommen.“ Doch auch die JEM ist für zahllose Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gewesen und nahm in ihrer Kriegführung selten Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Vielen Südsudanesen ist der gelernte Arzt noch in unguter Erinnerung, als er als Gouverneur im Südsudan für Folter und andere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich war. Als enger Gefolgsmann des libyschen Diktators Gaddafi geriet Khalil Ibrahim nach dem Sturz seines Gönners immer mehr in Bedrängnis und musste aus seinem libyschen Exil nach Darfur zurückkehren.