29.05.2006
US-Repräsentantenhaus billigt Ölförderung in Alaska-Reservat
Gwich´in-Indianer durch Ölbohrungen bedroht
"Wenn US-Präsident George Bush sich mit seiner Politik der
Plünderung der Ressourcen in der Arktis durchsetzt, droht
der traditionellen Kultur der im Alaska National Wildlife
Refuge (ANWR) lebenden Gwich´in-Indianer die Vernichtung",
warnte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am
Freitag in Göttingen. Trotz Protesten von Ureinwohnern und
Umwelt- schützern hatte das US-Repräsentantenhaus am
Donnerstag den von Präsident Bush geförderten Plänen zur
Ölförderung in dem Schutzgebiet zugestimmt. Es sei
Augenwischerei, wenn die US-Regierung behaupte, die
Ölförderung im ANWR werde spürbar die Benzinpreise in den
USA senken helfen. Die Plünderung der "Serengeti der Arktis"
und die Zerstörung der Lebensgrundlage der Gwich´in-Indianer
können keine verantwortungsvolle Energiepolitik ersetzen.
Die Gwich´in-Indianer seien in ihrer Lebensweise bis heute
von den Karibus abhängig. Sie jagen Tiere der Porcupine
Karibu-Herde, die im Schutzgebiet ihre Jungen zur Welt
bringt und aufzieht. Die Tiere werden schon durch den Aufbau
der für die Ölbohrungen notwendigen Infrastruktur so
gestört, dass sie ihre Wanderwege ändern und damit für die
Indianer unerreichbar werden.
Seit 1957 steht die "Serengeti der Arktis", Kinderstube der
ca. 130.000 Tiere umfassenden Porcupine-Karibu-Herde, unter
Naturschutz. Die Tiere sind die wirtschaftliche und
kulturelle Existenzgrundlage der 7.000 Gwich´in, die in 15
Siedlungen entlang der Wanderroute der Karibus leben..
Jahrzehntelang haben die Ureinwohner gemeinsam mit
Umweltschützern und unterstützt von den Demokraten und
vielen Republikanern Widerstand gegen die Zerstörung ihrer
Lebensweise geleistet. Seit 1995 hat die Republikanische
Partei mit ihrer Stimmenmehrheit im Repräsentantenhaus
bereits zwölf Mal die Öffnung des ANWR für die Ölförderung
billigen lassen. Doch eine Aufnahme der Ölförderung
scheiterte jedes Mal am Widerstand des US-Senats, dessen
Zustimmung auch nun wieder kaum zu erwarten ist. Die GfbV
hat bereits mehrere Kampagnen zum Schutz des ANWR
durchgeführt.
Für US-Präsident George Bush ist die Erschließung heimischer
Energiequellen der Schlüssel, um von Importen aus dem
Ausland unabhängiger zu werden und die steigenden
Benzinpreise zu senken. Das Öl aus dem ANWR würde den
US-Bedarf aber nicht einmal sechs Monate decken, meinen
unabhängige Studien. Auch würde es den Benzinpreis
allenfalls um einen Cent senken helfen, erklären
Umweltschützer.