10.10.2010

Ureinwohner vor Gefahren des Uranabbaus schützen!

Resolution der 42. Jahreshauptversammlung der GfbV

Dr. James Albert, Indien-Experte und Vorstandsmitglied der GfbV, berichtete über die Situation der indischen Ureinwohner in Uranabbaugebieten (Foto: Katja Wolff)


Entsetzt über die Situation vieler Ureinwohner in Uranabbaugebieten haben die rund 150 Delegierten der 42. Jahreshauptversammlung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Sonntag in Göttingen auf Berichte von Repräsentanten der indischen Adivasi und Tuareg aus der Sahelzone reagiert. Einstimmig verabschiedeten sie eine Resolution mit der Forderung an die deutsche Bundesregierung, sich für weltweit einheitliche Sicherheitsstandards beim Uranabbau und der Lagerung von Atommüll einzusetzen. Die Menschenrechtsorganisation startete an diesem Wochenende unter dem Motto "Verseuchtes Wasser – verstrahltes Land – Aktion für bedrohte Ureinwohner" ihre neue Kampagne zum Schutz der Betroffenen.

 

Adivasi-Vertreter berichteten über hohe Krebsraten in der ostindischen Uranabbauregion Jadugoda im Bundesstaat Jharkhand. Dort kämen auch immer mehr Kinder mit Missbildungen zur Welt. Der Tuareg-Sprecher klagte über radioaktiv verseuchtes Grundwasser in Niger. Auch auf den Gebieten der Lakota-Indianer in den USA, Aborigines in Australien, Tibeter und Uiguren in China und Papua-Völker in Indonesien wird Uran ohne Schutzmaßnahmen für Bergleute oder Anwohner abgebaut oder Atommüll gelagert. Abraumhalden und Absetzbecken würden in der Regel nicht gesichert. Den Ureinwohnern bliebe nur die Wahl zwischen Abwanderung oder Arbeit in den Minen. Der Präsident der GfbV International, Tilman Zülch, sagte: "Dadurch verlieren Zehntausende ihre Kultur und Selbständigkeit."

 

Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Jürgen Trittin, ging in seinem Vortrag ebenfalls auf die Gefährdung von Ureinwohnern durch Uran ein. Atommüll und Uranabbau seien die "schmutzige Seite der Atomkraft". 70 Prozent des Uranabbaus fänden in Gebieten indigener Völker statt und bedrohten ihre Lebensgrundlage. "Wir brauchen ein Moratorium weltweit für Uranabbau", forderte Trittin.

 

Im Zusammenhang mit der geplanten Volksabstimmung über eine mögliche Selbständigkeit des Südsudan appellierten die Menschenrechtler aus 22 Ländern an die Bundesregierung, sich an der internationalen Wahlbeobachtung zu beteiligen. Kritisiert wurde, dass Deutschland "still und leise" die Abschiebung von Roma aus dem Kosovo bis heute fortsetze, obwohl die Europäische Union und der Europarat Abschiebungen von Roma aus Frankreich scharf verurteilt haben.

 

In einer Podiumsdiskussion zwischen dem Mitglied des Palästinensischen Nationalrats, Hamada Fara’ina, und Dr. Schimon Staszewski vom Vorstand der weltweiten jüdischen Bewegung "Bnai Brith" beteuerten beide Friedenswillen und diskutierten die Zwei-Staatenlösung, die Siedlungswillkür und die Sicherheitsbedürfnisse. Einig waren sie sich darüber, dass in Palästina und Israel 90 Prozent der Bevölkerung "kriegsmüde" seien.

 

Bei den Neuwahlen zum Vorstand der deutschen GfbV-Sektion trat der GfbV-Gründer Tilman Zülch nicht wieder an. Die Delegierten wählten den Freiburger Rechtsanwalt Harald Klein als Bundesvorsitzenden. Zülch bleibt jedoch Präsident der GfbV-International mit Büros in sieben Ländern.

 

Tilman Zülch steht für NAchfragen zur Verfügung.

 

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