28.04.2005

... und weitere Tipps für Ölsurfer

Project Underground: ein David gegen die Global Players ...

"Irgend jemand in diesem Land muss wohl für George W. Bush gestimmt haben – aber wir waren es es bestimmt nicht." Mit "wir" meint Catherine Baldi die kleine Menschenrechts- und Umweltschutzorganisation "Project Underground", für die sie als Informations- und Pressekoordinatorin arbeitet. In der Tat könnte wohl kaum jemand ein größerer Gegner der jetzigen US-Regierung sein als das neunköpfige Team im kalifornischen Berkeley. "Project Underground" kämpft nämlich seit Mitte 1996 weltweit für die Rechte von Menschen, die durch Ausbeutung der Bergbau- und Ölindustrien bedroht sind.

Dass die Organisation, deren Mitarbeiter zwischen 25 und 36 Jahren alt sind, trotz allen Ernstes ihrer Arbeit auch noch Sinn für Humor hat, zeigt ihre "Maulwürfe" genannte Website www.moles.org. Hier findet man u.a. den monatlichen E-Mail-Infobrief "Drillbits and Tailings" (in etwa: Bohrstückchen und (Erz-)Abfälle) sowie die Jahresberichte der Organisation. Der Report über den zweitgrößten Goldproduzenten der Welt, Newmont, trägt z. B. den Titel "Newmonster" und ist mit eindrücklichen Comics illustriert.

In der aktuellen Kampagne gegen Newmont hat "Project Underground" im Mai einen Erfolg errungen. In Indonesien hatte Newmont die giftigen Erzabfälle seiner dortigen Goldminen einfach in den Ozean geleitet. Diese in den USA seit langem verbotene Praxis soll als Ergebnis einer von "Project Underground" mitorganisierten internationalen Konferenz nun auch in Indonesien unterbunden werden. Im Mittelpunkt einer zweiten großen Kampagne steht der US-Ölkonzern Chevron. Die Firma bezahlt in Nigeria Soldaten, um Proteste gegen die Ölbohrungen zu unterdrücken. Im Mai 1998 wurden dabei zwei Aktivisten erschossen.

Hat der Amtsantritt von Bush junior, der zuletzt noch Ölbohrungen in Naturschutzgebieten Alaskas vorantreiben wollte, die Arbeit von "Project Underground" jetzt erschwert? "Eigentlich nicht," sagt Catherine Baldi. "Bush hat sogar ungewollt in der Bevölkerung ein Bewusstsein dafür geschaffen, wie groß die Macht der Industrien tatsächlich ist." Dass die meisten Mitglieder des Kabinetts ehemalige Drahtzieher der Energieindustrie sind, hat die Organisation auch auf ihrer website dokumentiert. Und für noch etwas hat der Texaner gesorgt: "Die Presse wendet sich seit Bushs Wahlsieg deutlich öfter als vorher mit Fragen an uns." Julia Hett

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Das Internet ist eine Fundgrube für jeden, der mehr wissen will über die Lage in den Ölfördergebieten, die Verantwortung von Unternehmen für Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen und über Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat auf ihrer Homepage www.gfbv.de ein Dossier veröffentlicht, wo fünf Beispiele, Sudan, Ecuador, Kolumbien, Westsibirien und Peru, vorgestellt werden. Appelle an eine verantwortliche Stelle, sei es nun der Chef eines Konzerns oder ein Staatspräsident, können direkt per E-Mail abgeschickt werden. Weitere interessante Seiten sind:

www.business-humanrights.org (Zu allen Themen von Unternehmensverantwortung, über 200 Links zu verwandten Seiten)

www.amazonwatch.org (unterstützen Völker im Amazonasbecken, die selbst oder deren Umwelt von Öl- und Gasförderung bedroht wird)

www.greenpeace.de (viele Informationen zu aktuellen Greenpeace – Aktivitäten zum Thema Öl in mehreren Ländern)

www.oilwatch.org.ec (Oilwatch ist eine NGO, die in Lateinamerika und Afrika Kampagnen gegen Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Öl- und Gasförderung durchführt)

www.ran.org (Rainforest Action Network, NGO, die sie die Rettung des Regenwaldes und seiner Bewohner, auch vor Öl- und Gasförderung auf die Fahnen geschrieben hat.)