29.12.2011

Umstrittene Show von Chinas offiziellen Kulturbotschaftern

Chinesischer Nationalcircus gastiert in Deutschland

Als „einseitige Propagandawerbung der chinesischen Regierung“ kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) das neue Programm „Seidenstraße“ des Chinesischen Nationalcircus, der in den kommenden Wochen in verschiedenen Städten Deutschlands gastiert. „Während Chinas Regierung an der sagenumwobenen Seidenstraße im Nordwesten des Landes systematisch traditionelle Kultur zerstört, wirbt es im Ausland mit der einzigartigen Kultur der dort lebenden Uiguren“, sagt der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. „Wir haben zwar Respekt vor der bedeutenden künstlerischen Leistung der Artisten, bedauern es jedoch, dass bei dieser Tournee die Kultur eines bedrohten Volkes für politische Zwecke missbraucht wird.“

Die Deutschlandtournee des Chinesischen Nationalcircus ist offizieller Bestandteil des China-Kulturjahres 2012 in Deutschland. Die GfbV hatte schon vor Monaten gewarnt, die autoritäre chinesische Regierung werde die Feiern des Kulturjahres ausnutzen, um ihr aufgrund von Menschenrechtsverletzungen negatives Image in Deutschland zu verbessern.

Wer sich an der im Nordwesten Chinas gelegenen Seidenstraße für die Bewahrung der Kultur der traditionell dort lebenden Uiguren einsetzt, muss nach Angaben der GfbV mit jahrelangen Haftstrafen, Folter und Todesstrafe rechnen. So wurde die uigurische Dichterin Gulmira Imin im April 2010 zu lebenslanger Haft verurteilt, weil sie angeblich als Moderatorin einer Webseite zu Demonstrationen gegen die chinesische Herrschaft angestiftet haben soll. Der uigurische Schriftsteller Nurmuhemet Yasin verbüßt eine zehnjährige Haftstrafe, weil er eine Fabel veröffentlichte, die Chinas Machthaber als Kritik an ihrer Regierungspolitik empfanden.

Die Altstadt der Karawanenstadt Kashgar, die schon der Weltreisende Marco Polo als Perle der Seidenstraße pries, wird seit Februar 2010 von China gegen den Willen ihrer Bewohner niedergerissen. Nur ein kleiner Teil der zum Teil reich verzierten Jahrhunderte alten Häuser aus Stein, Lehm und Holz soll als Freilichtmuseum und Touristenattraktion erhalten werden. Alle Bemühungen, die einzigartige Altstadt Kashgars als UNESCO-Weltkultererbe zu schützen, scheiterten am Widerstand der chinesischen Behörden. „Wer eine kulturhistorisch einzigartige Altstadt an der Seidenstrasse mit Bulldozern „saniert“, sollte im China-Kulturjahr 2012 nicht mit der Vielfalt der Kulturen im Nordwesten der Volksrepublik werben“, sagt Delius.