08.10.2014

Tschetschenische Flüchtlinge fürchten Stigmatisierung

© EU Humanitarian Aid and Civil Protection/Flickr

Aus Furcht vor kollektiver Stigmatisierung haben sich am Mittwoch tschetschenische Flüchtlinge und Menschenrechtsaktivisten an die in Göttingen ansässige Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gewandt. Nach den Ausschreitungen in Celle und Hamburg, an denen am Dienstag Yeziden und Tschetschenen beteiligt waren, fühlen sich Tschetschenen als gesamte Gruppe beschuldigt und verunglimpft: „Wir sind Flüchtlinge und Deutschland sehr dankbar für die Aufnahme nach zwei brutalen Kriegen in unserer Heimat, bei denen wir Tschetschenen zweimal Opfer von Völkermord wurden: 1994 bis 1996 unter dem russischen Präsidenten Boris Jelzin und von 1999 an unter Wladimir Putin. Deutschland hat uns Überlebenden Schutz geboten. Wir möchten friedlich mit allen Menschen, die hier sind, zusammenleben. Falls es unter uns Personen gibt, die gegen die Gesetze in Deutschland verstoßen, verurteilen wir das. Wir bitten aber darum, dass nicht unsere gesamte Volksgruppe an den Pranger gestellt wird. Das hat die russische Regierung seit 15 Jahren getan und es hat uns enorm geschadet.

Die GfbV setzt sich seit über 20 Jahren gegen den Krieg in Tschetschenien und für die Flüchtlinge in Deutschland ein, die aus dem Kriegsgebiet und vor schwersten Menschenrechtsverletzungen geflohen sind. Gleichzeitig engagiert sich die internationale Menschenrechtsorganisation auch für Yeziden und Kurden. Der Dialog, der in Celle zwischen Yeziden und Muslimen stattfand, ist nach Auffassung der GfbV ein dringend notwendiger erster Schritt hin zu einem friedlichen Zusammenleben der unterschiedlichen religiösen und ethnischen Gruppen. „Sehr gerne möchten wir diesen Dialog auch von tschetschenischer Seite weiterführen und mehr Regionen und Personen einladen, daran teilzunehmen“, sagt Imran Ezhiev, ein tschetschenischer Menschenrechtler, der als anerkannter Flüchtling in Deutschland lebt.


Sarah Reinke , die GUS-Expertin der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 030 4280 4891berlin@gfbv.de.


Header Foto: EU Humanitarian Aid and Civil Protection/Flickr