02.06.2007

Tschetschenien-Tagebuch Juni 2007

In diesem Tagebuch dokumentiert die GfbV die Lage in Tschetschenien jenseits der großen Schlagzeilen. Es soll dazu beitragen, die Blockade gerade von Nachrichten über die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in der Republik aufzuweichen.

Seit Anfang Februar 2007 gibt es ein Blog zu "Krieg, Flucht und Hilfe", in dem auch viele tschetschenische Schicksale aufgegriffen werden. Zum Blog "Nachdenken über Krieg, Flucht, Hilfe"

Eintragung vom 1.6.2007 - 25.6.2007

25.6.2007

Schlägerei im Stadtzentrum von Moskau

Am Freitagabend ist es zu einer Massenschlägerei mit ca. 50 Beteiligten im Moskauer Stadtzentrum gekommen. Nach offiziellen Angaben nahm die Polizei 23 Personen fest, ein Tschetschene wurde mit Messerstichen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Ursache für die Auseinandersetzung soll ein Streit zwischen slawischen und kaukasischen Jugendlichen gewesen sein. (Ria Novosti)

24.6.2007

Zwangsräumung eines Unterbringungszentrums

Am 21. Juni 2007 begannen Vertreter der Bezirksverwaltung in dem provisorischen Unterbringungszentrum namens "Okruzhnaya" im Oktiobrskiy Bezirk mit der Zwangsräumung der dort lebenden Zwangsumsiedler. Die Beamten warfen die Habseligkeiten der Flüchtlinge auf die Straße und versiegelten die Räume. Anschließend wurden die Flüchtlinge aufgefordert, ihre Sachen in Busse zu laden und das Grundstück zu verlassen. Offiziellen Angaben zufolge sollen einige Flüchtlinge angeblich falsche Angaben gemacht haben. Diese würden über eigene Häuser oder Wohnungen verfügen oder keine Registrierung haben. Über das harsche Vorgehen hatten Umsiedler die zuständigen Beamten informiert, diese wurden jedoch mit ihren Beschwerden und Anfragen ignoriert. (eng.kavkaz.memo.ru)

20.6.2007

Kampfhandlungen in Inguschetien

In dieser Nacht ist ein OMON-Posten nahe der Ortschaft Karabulak in Ingushetien von Unbekannten mit Granatwerfern und Maschinenpistolen beschossen worden. Drei Menschen wurden dabei verletzt. Anderthalb Stunden später wurden in der Nähe des Milizstützpunktes drei Verdächtige festgenommen, in deren Pkw Schusswaffen und Patronen gefunden wurden. (russland-news.de)

19.6.2007

Journalist durch Schuß verwundet

Der russische Journalist Andrei Kalitin wurde letzen Mittwoch durch einen Schuss an der Schulter getroffen und verletzt als er dabei war, seine Wohnung zu verlassen. Der Täter, der bei der Schussabgabe einen Schalldämpfer verwendete, konnte von Kalitin nicht erkannt werden, weil er ein Basecap trug. Kalitin suchte sofort medizinische Hilfe auf, musste aber nicht im Krankenhaus behandelt werden. Kalitin ist ein ehemaliger Reporter für "Sovershenno Sekretno" – "Streng Geheim", einem bedeutenden Anti-Korruptionsprogramm, dass in den 90-er Jahren produziert worden war. In den letzten vier Monaten vor dem Angriff arbeitete Kalitin an einem Buch, dass sich mit kriminellen Handlungen in Russlands Aluminiumbranche auseinandersetzt. Das Buch mit dem Titel "Mafia in schwarz" soll im August diesen Jahres herausgegeben werden. Im Übrigen ist er seit 2006 als Spezialkorrespondent für das Enthüllungsprogramm "Spetsrassledovaniye" –"Spezielle Enthüllung" bei Russlands Erstem nationalen Fernsehkanal tätig. (yahoogroups.com)

19.6.2007

Hunderte Menschen demonstrierten im Süden Russlands

 

Mehr als 1000 Menschen versammelten sich Anfang Juni in der Stadt Stavropol an einem zentralen Platz zu einer Demonstration im Anschluss an die Beerdigungen zweier russischer Studenten. Eine Woche zuvor waren bei einem Streit zwischen Ortsansässigen und Migranten aus dem benachbarten Kaukasus ein tschetschenischer und zwei russische Studenten getötet worden. Einige Demonstranten riefen unter dem Verdacht, dass bei der Tötung ethnische Motive eine Rolle spielten, Verleumdungen gegenüber Tschetschenen aus und forderten die Ausweisung aller Minderheiten aus der Region. Der Fernsehsender NTV zeigte Demonstranten, die ihre Arme hochrissen und "Russland" riefen. Nach Angaben von Russlands Nachrichtenagenturen seien mehrere Menschen verhaftet worden. In den letzten Jahren war es immer wieder zu Spannungen zwischen ethnischen Russen und Minderheiten, insbesondere von Tschetschenien und anderen Regionen des Kaukasus, gekommen. (chinadaily.com)

18.6.2007

Wieder Tote bei Kämpfen

Zwei bewaffnete Kämpfer wurden in Tschetscheniens Vedeno Bezirk am Stadtrand von Selmentauzen getötet. (chechnyafree.ru)

16.6.2007

Wieder mehr Zulauf zu Widerstandskämpfern

Die unabhängige tschetschenische Menschenrechtsorganisation "Tschetschenisches Komitee zur nationalen Rettung" (CCNS) teilte am 8. Juni mit, dass die Menschen in Tschetschenien eine ernsthafte Zunahme der Angriffe tschetschenischer Kämpfer in nächster Zeit befürchten. Viele seien besorgt darüber, dass immer mehr junge Männer in die Berge gingen, um sich am Widerstand zu beteiligen. Die Widerstandskämpfer würden diese vorwiegend von ländlichen Gegenden anwerben, in denen sich der Lebensstandard auf niedrigstem Niveau befindet. Nach Angaben von CCNS seien allein in diesem Frühjahr 350 Männer den Kämpfern beigetreten. Gerüchten zufolge handele es sich bei ihnen auch um Polizisten und Angehörige der Kadyrowzy. In einer Erklärung gab ein Vertreter der russischen Staatsanwaltschaft bekannt, dass die Anzahl der illegalen bewaffneten Verbände, die aus Mitgliedern der Vollzugsbehörden bestehen, in jüngster Zeit in Tschetschenien anstieg. (jamestown, chechnya weekly)

16.6.2007

Strafverfolgungsbehörden suchen nach Widerstandsführer Halilov im Kaukasus

Mehr als 5.000 Angehörige der russischen Armee, Polizisten und Spezialeinheiten starteten Anfang dieser Woche zu einer Spezialoperation im Kaukasus. Bei dieser soll Rappani Halilov, einer der Anführer des kaukasischen Widerstandskampfes, gesucht werden. Der Geheimdienst glaubt, den Aufenthaltsort von Halilov entdeckt zu haben. Halilov wird vorgeworfen, bei mehr als 50 Angriffen gegen Einheiten der russischen Truppen als auch Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Unter anderem soll er einen Anschlag auf eine Parade am 9. Mai 2002 geplant haben, in dessen Folge 45 Menschen starben und 100 Menschen verletzt wurden. Zuletzt soll Halilov bei einem Attentat im August 2005 in Dagestan, bei dem der Staatsanwalt Bitar Bitarov getötet und der dagestanische Innenminister Agilderei Magomedtagirov verwundet wurde, beteiligt gewesen sein. Halilov werden Verbindungen zu einem Al-Qaeda Kämpfer namens Yassir nachgesagt, von welchem er $ 500.000 für neue terroristische Anschläge erhalten haben soll. (yahoogroups.com)

16.6.2007

Kampfhandlungen im Urus-Martanovsky-Bezirk

Zwischen tschetschenischen Kämpfern und Regierungskräften kam es nahe des Dorfes Goy-Chu zu Gefechten. Dabei gab es Verletzte auf beiden Seiten. (watchdog.cz)

14.6.2007

Verwaltungschef und Polizeichef in Tschetschenien angegriffen

Auf der Straße zwischen den Dörfern Verckniye Kurchali und Belgatoi wurde eine Kolonne beschossen, in der sich der Verwaltungschef der Region Wedeno sowie der Polizeichef des Gebietes befanden. Beide trugen Verletzungen davon, auch zwei Polizisten erlitten Schussverletzungen. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. (Itar Tass)

14.6.2007

Ulman und Helfer zu neun bis 14 Jahren verurteilt

Kapitän Eduard Ulman und drei Soldaten wurden wegen des Mordes an sechs tschetschenischen Zivilisten von einem nordkaukasischen Militärgericht zu neun bis 14 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wird von den Hinterbliebenen und ihrem Anwalt alt sehr mild kritisiert, wobei schon als Erfolg zu werten sei, dass es überhaupt ein Urteil gäbe. Im April hatte der Staatsanwalt noch 23 Jahre Haft für Ulman gefordert. Die Täter sind jedoch flüchtig, so dass das Urteil nicht vollstreckt werden kann. (Ria Novosti)

14.6.2007

Skinhead widerruft Geständnis von 37 Rassenhass-Morden

Ein 17-Jähriger, der gestanden hatte, 37 Menschen nicht-russischer Herkunft ermordet zu haben, widerrief sein Geständnis. In 22 der Fälle liegen der Polizei jedoch eindeutige Beweise vor. Der Skinhead hatte, nachdem er unmittelbar nach einem Mord an einem Armenier gefasst worden war, zugegeben, dass er seine Heimatstadt Jekaterinenburg von Asiaten und Kaukasiern "reinigen wollte". (www.russland-news.de)

13. 6.2007

Polizei vertreibt Flüchtlinge

Flüchtlinge, die vor 15 Jahren während des ossetisch-inguschischen Konfliktes im Flüchtlingslager Maisky Zuflucht gefunden hatten, wurden von Polizisten, die teils schwarze Gesichtsmasken trugen, vertrieben. Eine Frau wurde geschlagen, ein Mann festgenommen. (International Helsinki Federation)

4.06.2007

Fünf Menschen starben bei Gefechten

In einem Gefecht in der südlichen Provinz von Dagestan nahe der Grenze zu Tschetschenien, starben drei tschetschenische Kämpfer und zwei Polizisten. (yahoogroups.com)

4.06.2006

Polizei geht gegen Andersdenkende vor

Die Polizei verhinderte am 29. Mai 2007 in der Stadt Woronesch, im Südwesten Russlands, eine Demonstration Oppositioneller. Innerhalb weniger Minuten erschien die Polizei, brach den Protest unter Gewaltanwendung ab und verhaftete die Teilnehmenden. Zwei Tage vorher hatten Polizisten Marco Cappato, während eines Marsches, in denen Homosexuelle für ihre Rechte demonstrierten, festgenommen. Cappato, ein italienisches Mitglied des europäischen Parlamentes, war vor den Augen mehrerer Polizisten von russischen Nationalisten geschlagen worden. Anstatt die Angreifer in Gewahrsam zu nehmen, rechtfertigten die Polizisten ihr Verhalten damit, Cappato "zu seiner eigener Sicherheit" verhaftet zu haben. (yahoogroups.com)

3.06.2007

Videoaufzeichnungen zeigen Folterungen

Die Tageszeitung Sunday Times ist in den Besitz von Videos gekommen, in welchem Menschen gefoltert werden. In einem der drei Videos, welche auf Handys aufgenommen wurden, soll es zu folgender körperlicher Misshandlung gekommen sein: Ein Soldat steht vor drei Offizieren stramm. Der Soldat zuckt zusammen und schreit auf als ein Elektroschock seinen Körper durchfährt. Auf den Befehl eines Offiziers hin, wird die Folter wiederholt. Der Soldat windet sich unter den Qualen, schreit wieder und wieder. Ein Dutzend anderer Soldaten sieht still zu. Der Offizier brüllt zu den Soldaten: "Wir werden euch zeigen, was mit denen passiert, die dabei ertappt werden, Öl zu stehlen! Wir werden dich nicht töten und dich nicht leben lassen. Wir werden dich in diesem Zustand für zwei Monate halten, solange, bis du weder Mann noch Frau bist." In einem zweiten Video wird ein tschetschenischer Gefangener, einer Verbindung mit Rebellen verdächtig, mit einem Stock auf Beine, Arme, Hände, Schultern und die Rippen geschlagen. Der Gefangene dementiert eine geheime Verbindung und jedes Wissen über einen Treffpunkt der Rebellenarmee. Er fleht den Schlagenden, der eine schwarze Uniform trägt und zu den Sicherheitskräften gehören soll, an aufzuhören. In dem dritten Video wird eine Frau, die mit verbundenen Augen am Boden liegt, geschlagen und getreten. Solche Videos gibt es mehr und mehr in Tschetschenien. Die Täter nutzen das Filmmaterial, um mit ihrer "Heldentat" gegenüber ihren Kameraden zu prahlen. Die Videos werden an normale Bürger weitergegeben mit dem Hintergedanken, die Bevölkerung einzuschüchtern. Ein solcher Fall einer Videoaufzeichnung, welche die Folterungen gegenüber Mailika Soltayaeva, einer schwangeren tschetschenischen Frau, zeigte, war auch dem damaligen Premierminister und heutigen Präsidenten Kadyrov bekannt. Soltayaeva, die von Kadyrows Männern geschlagen und getreten wurde und mit geschorenen Kopf und unbekleidet tanzen mußte, verlor ihr Kind später bei einer Fehlgeburt. Kadyrov hatte versprochen, die Angelegenheit zu überprüfen. In der Folge wurden drei Sicherheitskräfte angeklagt. Die Beschuldigungen wurden jedoch fallengelassen, nachdem Soltayaeva die Foltervorwürfe aufgrund von Drohungen zurückgenommen hatte. Die Angeklagten, die bis zu 6 Jahren Freiheitsstrafe zu erwarten hatten, wurden wieder freigelassen, nachdem sie sich bei der Gefolterten entschuldigt hatten. (yahoogroups.com)

1.06.2007

Polizei durchsucht die Wohnung eines Journalisten

Sicherheitskräften haben die Wohnung des russischen Journalisten Wladimir Pribylowsky durchsucht und seinen Computer beschlagnahmt. Auf dem Computer waren Kapitel zweier Bücher gespeichert, in welchen er über den russischen Präsidenten Wladimir Putin geschrieben hatte. Dem Kreml-kritischen Pribolowsky wurde erklärt, die Beschlagnahme sei Teil einer Untersuchung an dem ungeklärten Mord eines früheren Beamten des KGB. Er ist dagegen der Ansicht, dass die Beamten herausfinden wollen, was Pribolowsky in seinen Büchern über Putin veröffentlichen will. (www.yahoogroups.com)

1.06.2007

Zwei tschetschenische Kämpfer in Tschetschenien getötet

Zwei bewaffneten Mitglieder einer Gruppe tschetschenischer Kämpfer wurden gestern bei einem Zusammenstoß mit dem Militär getötet. Der tschetschenische Innenminister Ruslan Alkhanov teilte mit, dass die Gruppe in der Nähe des Dorfes Ersenoi im Bezirk Vedeno bei einer Suchaktion entdeckt wurde. Nach der Aufforderung, die Waffen niederzulegen, sei das Feuer durch die Kämpfer eröffnet worden. Dabei kamen zwei Männer ums Leben, die anderen Mitglieder der Gruppe konnten fliehen. Einige Gewehre, Pistolen und Munition wurden beschlagnahmt. (yahoogropup.com)

 

1.06.2007

Verstärkte Kampfhandlungen

Ramzan Kadyrow wurde gestern offiziell in sein neues Amt als Präsident der russischen nordkaukasischen Republik Tschetschenien eingeführt. Die Feierlichkeiten fanden in Gudermes, östlich von der Hauptstadt Grozny gelegen, statt. Unterdessen vermehren sich Gerüchte, dass sich junge Männer verstärkt den tschetschenischen Widerstandskämpfern anschließen und die Gruppen ihre Kräfte in den Städten, insbesondere in Grozny, zusammenziehen. Obwohl es sich nur um Gerüchte handelt, sprechen Einheimische von einer ernst zunehmenden Lage. In den letzten Monaten war es in den Bergregionen des Kaukasus verstärkt zu Gefechten zwischen tschetschenischen Kämpfern und dem Militär gekommen. (Prague Watchdog, yahoogroup)