06.07.2006

Tilman Zülch wird mit der Auszeichnung "Srebrenica 1995" geehrt

Der Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV), Tilman Zülch, wird in diesem Jahr mit der Auszeichnung "Srebrenica 1995" geehrt. Das haben die drei Bewegungen der Mütter und Witwen der Opfer von Srebrenica in Bosnien einstimmig beschlossen. "Zülch und seine Gesellschaft für bedrohte Völker werden für all ihre Unterstützung und ihren Beistand beim Ringen der Überlebenden um Wahrheit und Gerechtigkeit" ausgezeichnet, heißt es in der Begründung.

 

Zülch hielt für die GfbV während der dreieinhalbjährigen Belagerung der früheren UN-Schutzzone durch serbische Truppen direkten Kontakt zu den in der ostbosnischen Stadt und der Großgemeinde Srebrenica Eingeschlossenen und informierte die internationalen Medien ständig über deren Leiden. Gleich nach Einmarsch der serbischen Truppen, die Jungen und Männer selektierten und 3.000 von ihnen abtransportierten, warnte Zülch Eindringlich davor, dass sie im Stadion der nahe gelegenen Stadt Bratunac ermordet werden sollten. Tatsächlich wurden sie dort erschossen.. Bereits 1992 hatten serbische Truppen in diesem Stadion Massaker an Zivilisten verübt. Bis heute ist der Einsatz für die Überlebenden des Völkermordes in Bosnien ein Schwerpunkt der GfbV-Menschenrechtsarbeit. In Srebrenica selbst unterhält die GfbV ein Büro.

 

Der nicht dotierte Preis soll Zülch am 10. Juli 2006 in Potocari, der Gedenkstätte für die bisher 8.336 namentlich bekannten Opfer von Srebrenica, in einer feierlichen Zeremonie übergeben werden. Das geistliche Oberhaupt der bosnischen Muslime, Mufti Dr. Mustafa Ceric, wird die Laudatio halten. Mit der Auszeichnung "Srebrenica 1995" soll ihm zufolge daran erinnert werden, dass "die Verhinderung von Völkermord im Interesse der gesamten Menschheit ist und dass diejenigen, die sich selbstlos für die Bewahrung des Friedens einsetzen, in ihren Anstrengungen unterstützt werden müssen." Die Feierstunde findet in dem Gebäude der ehemaligen Batteriefabrik von Potocari statt. Dort waren während des Krieges die niederländischen Blauhelme stationiert.

 

Die Auszeichnung "Srebrenica 1995" wurde 2005 zum ersten Mal vergeben. Damals erhielt ihn der frühere polnische Ministerpräsident und Sonderbevollmächtigte der UN-Menschenrechtskommission für Bosnien 1992-1995, Tadeusz Mazowiecki.

 

Am 11. Juli 2006, dem 11. Jahrestag des Falls der Enklave Srebrenica, sollen zusätzlich zu den bisher bereits 1937 identifizierten und bestatteten Opfern von Srebrenica rund 500 ebenfalls aus Massengräbern exhumierte und inzwischen identifizierte Tote beigesetzt werden. Serbische Truppen waren am 11. Juli 1995 in der damaligen UN-Schutzzone Srebrenica einmarschiert und hatten in den folgenden Tagen an den männlichen Einwohnern der Stadt das schlimmste Massaker seit dem Zweiten Weltkrieg verübt. Noch immer wurden nicht alle Opfer, deren sterbliche Überreste aus Massengräbern geborgen wurden, identifiziert. Die für das Verbrechen verantwortlichen Serbenführer Radovan Karadzic und General Ratko Mladic wurden bisher nicht zur Rechenschaft gezogen. Sie werden vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag mit internationalem Haftbefehl gesucht.