06.03.2008

Tibeter fordern Menschenrechte

Mehr als 200 Tibeter wurden von der chinesischen Polizei bei einem Gebetsfest im Februar 2008 festgenommen. Die meisten der Verhafteten waren buddhistische Mönche, die sich öffentlich zum Dalai Lama bekannten. Den Namen oder Bilder des religiösen und weltlichen Oberhaupts der Tibeter in der Öffentlichkeit zu zeigen, ist in Tibet gefährlich. Nach massiven Protesten der Besucher des Gebetsfests wurden die Mönche zwar wieder freigelassen. Doch Dutzende Tibeter verbüßen langjährige Haftstrafen, weil sie friedlich für den Dalai Lama und Menschenrechte in Tibet demonstrierten. So wurde der Nomade Ronggye Adrak im Oktober 2007 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, weil er auf einem traditionellen Reiterfest die Rückkehr des im Exil in Indien lebenden Dalai Lama nach Tibet gefordert hatte. Sein Neffe Adruk Lopoe muss sogar eine zehnjährige Haftstrafe verbüßen, weil er Flugblätter verbreitet haben soll, in denen Chinas Herrschaft über Tibet kritisiert wurde. Auch Schulkinder wurden im September 2007 festgenommen und geschlagen, weil sie an einer Hauswand auf einem Graffiti die Rückkehr des Dalai Lama forderten.

Es ist diese alltägliche Repression, die jede freie Meinungsäußerung in Tibet unmöglich macht. Mit harter Hand regiert China in Tibet, seit es das Land 1949 völkerrechtswidrig besetzt hat. Den Völkermordverbrechen Chinas fielen bis heute 1,2 Millionen Tibeter zum Opfer. Mehr als 6.000 buddhistische Klöster und Tempel wurden während der Kulturrevolution in den 60er-Jahren mutwillig zerstört. Heute sind buddhistische Pilger und Tempel aus dem Straßenbild in Tibet nicht wegzudenken. Doch dies sagt nur wenig über das Ausmaß der Glaubensfreiheit aus, das Chinas Behörden tibetischen Buddhisten gewähren. So kündigte die chinesische Regierung im August 2007 neue religiöse Vorschriften an, gemäß denen "re-inkarnierte" Lamas nur mit Genehmigung der Behörden ihre Funktion ausüben dürfen. Bislang war es gängige Praxis, dass religiöse Würdenträger der tibetischen Buddhisten ohne Mitwirkung der chinesischen Behörden von Tibetern "erkannt" wurden und ihr religiöses Amt ausfüllten. Schon im Falle des Panchen Lama mischte sich die Kommunistische Partei im Jahr 1995 ein und versuchte auf das Auswahlgremium Druck auszuüben, um einen regimetreuen Würdenträger einzusetzen. Als dies nicht gelang, ließ man den Panchen Lama kurzerhand entführen, um in einem zweiten Wahlgang einen Kandidaten von Chinas Gnaden durchzusetzen. Als Mönche gegen diese Wahlfarce protestierten, wurden sie zu Haftstrafen verurteilt. Der Verbleib des entführten ursprünglichen Panchen Lama ist bis heute unbekannt und beschäftigt zahlreiche Menschenrechtsgremien der Vereinten Nationen.

Mehr als 12.000 Nonnen und Mönche mussten in den letzten Jahren ihre Klöster verlassen, weil sie nicht bereit waren, sich schriftlich vom Dalai Lama loszusagen. Inzwischen wurden alle buddhistischen Klöster von der chinesischen Religionspolizei "gleichgeschaltet". Äbte, die nicht die Politik der Kommunistischen Partei unterstützten, wurden abgelöst. Regelmäßig müssen sich alle Nonnen und Mönche politischen Schulungen unterziehen, in denen ihre Regimetreue geprüft wird.

Der Dalai Lama warnt angesichts der massiven Menschenrechtsverletzungen und der staatlich geförderten Ansiedlung von Han-Chinesen in Tibet vor einem Untergang der tibetischen Kultur. Um Chinas Regierung entgegenzukommen, hat er die Forderung nach einem unabhängigen Staat Tibet zurückgenommen. Doch Chinas Führung ist bislang nicht bereit, einen glaubwürdigen Dialog mit dem Dalai Lama über eine friedliche Lösung des Tibet-Konflikts zu führen.

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Weiterführende Links:

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Tibetan Centre for Human Rights and Democracy

The Canada Tibet Committee

Phayul

International Campaign for Tibet