24.08.2007

Thailand: 149 Hmong vier Tage im Hungerstreik

Dramatische Verschlechterung der Zustände in Abschiebegefängnis

Auch Babys und ihre Mütter werden unter menschenunwürdigen Bedingungen in Abschiebehaft genommen. Foto: R. Sommer

Am 16. August trat eine Gruppe von 149 Hmong-Flüchtlingen im Abschiebelager Nong Khai in einen viertägigen Hungerstreik. Auslöser war die dramatische Verschlechterung ihrer Haftbedingungen in den letzten Monaten: Die Flüchtlinge – unter ihnen rund 90 Kinder und Babies – werden in zwei kleinen, fensterlosen, völlig überfüllten Zellen festgehalten. Sie bekommen kein sauberes Trinkwasser, dürfen ihre Kleidung nicht waschen, Decken und Moskito-Netze wurden ihnen weggenommen.

Die Hmong sagten zu Beginn des Hungerstreiks, sie würden lieber sterben als nach Laos zurück zu gehen. Sie hätten das Gefühl, von der Außenwelt völlig vergessen und ihrem Schicksal überlassen worden zu sein. Nachdem der Hungerstreik vier Tage angedauert hatte, wurde der UNHCR zu den völlig verzweifelten Menschen vorgelassen und konnte sie

überzeugen, wieder Nahrung aufzunehmen. Den Flüchtlingen wurde versichert, dass international zahlreiche Anstrengungen unternommen würden, um ihre Haftentlassung zu bewirken und sie keineswegs vergessen worden wären.

Der UNHCR forderte die thailändische Regierung daraufhin erneut auf, die Flüchtlinge freizulassen. "Es gibt absolut keinen Grund, die Hmong dort [im Abschiebegefängnis Nong Khai] weiter festzuhalten. Sie müssen die Erlaubnis erhalten, in Drittländer zu gehen, die bereit sind sie aufzunehmen, sodass sie einen neuen Lebensabschnitt beginnen können", sagte UNHCR-Sprecherin Kitty McKinsey in Bangkok. Der UNHCR ist aber auch nach dem Ende des Hungerstreiks weiterhin äußerst besorgt um die Haftbedingungen, die Gesundheit und das Wohlergehen der Flüchtlinge und es bleibt abzuwarten, ob Thailand endlich einlenkt und die Flüchtlinge ausreisen lässt.

Bitte unterstützen Sie deshalb dringend unseren Online-Appell an den thailändischen Innenminister Aree Wongaraya, die Hmong-Flüchtlinge gemäß internationaler Menschenrechtsstandards zu behandeln, ihre Versorgung und ihren Schutz zu gewährleisten und sie baldmöglichst aus der Haft zu entlassen bzw. ihrer Ausreise in Drittländer zuzustimmen.

 

Weitere Hintergrundinformationen:

Die Flüchtlingsgruppe wurde am 17. November 2006 in Bangkok festgenommen und am 6. Dezember 2006 in das Abschiebelager Nong Khai an der thailändisch-laotischen Grenze überführt.  

Am 30. Januar 2007 versuchten die thailändischen Behörden die damals 153 Hmong gewaltsam nach Laos zu deportieren. Die verzweifelten Hmong leisteten jedoch erheblichen Widerstand, die Männer verbarrikadierten sich in ihren Zellen. Dank sofortiger internationaler Interventionen und Proteste konnte die Abschiebung in letzter Minute verhindert werden.

Australien, Kanada, die USA sowie die Niederlande boten daraufhin an, die Hmong in ihren Ländern aufzunehmen. Doch Thailand verweigert bis heute jegliche Zusammenarbeit mit den potenziellen Aufnahmeländern und verhindert so die Ausreise der Flüchtlinge, die weiterhin im Abschiebelager festgehalten werden, wo ihr Leben einer Hölle gleicht. Die Haftbedingungen haben sich in den letzten Monaten massiv verschlechtert. Die Flüchtlinge erhalten kein sauberes Trinkwasser bzw. keine adäquate Ernährung und sind in engen, heißen Zellen zusammengepfercht, die sie nicht verlassen dürfen. Ihr Gesundheitszustand ist schlecht, medizinische Versorgung jedoch nicht gewährleistet. Sie werden zudem systematisch eingeschüchtert, bedroht und immer wieder in panische Angstzustände versetzt. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) bezeichnete die Lebensbedingungen in Nong Khai als "erbärmlich" und "unmenschlich".

Alle 149 Hmong sind von den Vereinten Nationen offiziell als Flüchtlinge anerkannt und dürfen laut Völkerrecht nicht nach Laos abgeschoben werden, wo die Hmong seit Jahrzehnten verfolgt werden. Eine Rückkehr nach Laos könnte für sie Folter, Inhaftierung oder Tod bedeuten.