07.03.2008

Tausende uigurische Mädchen werden gewaltsam aus ihren Familien gerissen und als Arbeits-Sklavinnen nach Ost-China geschickt

GESTOHLENE MÄDCHEN:

In Fabriken zwangsverschickt: Tausende uigurische Mädchen

"Wir bezeichnen diesen Platz hier als Gefängnis. Ich finde, da gibt es keinen Unterschied… Ich wollte nicht hierher kommen. Auch meine Eltern waren dagegen, aber die Regierungsbeamten haben sie gezwungen, mich gehen zu lassen."

Seit 2006 setzt die chinesische Regierung eine neue Methode ein, um die uigurische Bevölkerung in Ostturkestan zu dezimieren: Tausende Mädchen und junge Frauen im heiratsfähigen Alter von 16 – 25 Jahren werden nach Ost-China verfrachtet, wo sie unter unmenschlichsten Bedingungen in Fabriken Zwangsarbeit leisten müssen. Familien, die der Zwangs-Umsiedlung ihrer Töchter nicht zustimmen, riskieren hohe Strafen – so wurden Bauern mit der Enteignung ihrer Felder und der Zerstörung ihrer Häuser bedroht. Mädchen, die am neuen Programm nicht freiwillig teilnehmen wollen, droht man mit dem Entzug wichtiger Ausweise und der Verweigerung von Heirats-Erlaubnis-Papieren.

Als verzweifelte uigurische Eltern im Juli 2007 friedlich gegen das neue Zwangsarbeits-Programm protestierten, wurde die Demonstration gewaltsam aufgelöst – nach den Organisatoren des Protests wird bis heute gefahndet. Kritik am Programm wird grundsätzlich nicht toleriert, Opposition dagegen gilt als krimineller Akt. Auch Lokalpolitiker werden massiv unter Druck gesetzt: Sie verlieren ihren Posten, wenn in ihrem Zuständigkeitsbereich nicht genügend Mädchen rekrutiert werden.

 

Gezielte Lügenkampagne

Das Zwangsprogramm wird von einer intensiven Medienkampagne begleitet, die den Mädchen gut bezahlte Jobs in weit entfernten Fabriken und Gratistransport dorthin verspricht. Den Familien wird suggeriert, dass das Programm nicht nur ökonomische Vorteile für die einkommensschwache ländliche Bevölkerung brächte - die Mädchen würden auch viel dazulernen, ihr "Denken und ihre Umgangsformen" verbessern und "Teil der großen sozialistischen Familie" werden. "Mindestens ein Mädchen pro Familie muss in den nächsten fünf Jahren umgesiedelt werden!", "Jeder Lehrer muss ein Mädchen für die Umsiedlung finden!", tönt die staatliche Propaganda-Maschinerie.

 

Die bittere Realität

"Als sie uns herbrachten, versprachen sie uns ein festes Gehalt von 500 yuan (ca. 50 €) pro Monat. Doch dann hieß es, wir bekämen entsprechend unserer Arbeitsleistung bezahlt, wir würden das Geld nur bekommen, wenn wir mit der ganzen Arbeit, die sie uns geben, fertig wären… Doch es war unmöglich, rechtzeitig fertig zu werden!"

Wenn die uigurischen Mädchen in den Fabriken ankommen, müssen sie schockiert erkennen, dass es sich bei dem versprochenen "gut bezahlten Job" um Sklavenarbeit handelt. Der mit ihnen abgeschlossene Arbeitsvertrag wird in zahlreichen Punkten nicht eingehalten, vielmehr wird ihre Freiheit massiv beschränkt und sie müssen unter unmenschlichen Bedingungen stundenlang hart arbeiten.

"Jeden Tag arbeiteten wir mehr als zehn Stunden, meist gab es auch noch Zusatzarbeit. Die Normalarbeitszeit endete um 5 Uhr. Doch um 6 Uhr mussten wir nochmals eine Schicht machen, die bis 2 oder 3 Uhr morgens dauerte."

Es gab Fälle, in denen die Mädchen gezwungen wurden, bis zu 24 Stunden ohne Unterbrechung – und ohne Extra-Bezahlung - zu arbeiten.

Auch die in Aussicht gestellte großzügige Unterbringung und Verköstigung erwies sich als leeres Versprechen, die Mädchen fanden sich in derartig armseligen und unhygienischen Wohnverhältnissen wieder, dass viele sich Krankheiten wie Nierenprobleme und Hautausschläge zuzogen:

"Morgens bekamen wir ein wenig mit Wasser gekochten Reis; abends gab es nur gebratenen Kohl, an einem anderen Tag nur gebratene Kartoffeln. Oft war alles so schmutzig – man sah ganz deutlich Insekten – dass man es gar nicht essen konnte."

Die Wohnverhältnisse der Mädchen waren nicht viel besser:

"Haben Sie unseren Schlafsaal gesehen? Kein Dach, keine Tür, jeder kann da jederzeit hereinkommen. Es gibt keine Sicherheit, und wir haben mit dem Umziehen Probleme, weil alles so offen ist."

Die Situation der "gestohlenen Mädchen" ist nicht nur verzweifelt – sie ist auch so gut wie hoffnungslos. Denn die Mädchen befinden sich ohne Geld Tausende Kilometer von ihren Familien entfernt, kennen sich nicht aus und können sich sprachlich nur schwer verständigen. Zudem müssen sie damit rechnen, ihre Familien mit einer Flucht in große Not zu bringen: Mehrere lokale Regierungen haben gegen Familien, deren Angehörige gegen bestehende Arbeitsverträge verstoßen, Geldstrafen verhängt, die so hoch sind, dass sie ihre gesamte Existenz gefährden.

 

Werden Sie aktiv!

Das von der chinesischen Regierung in Gang gebrachte unmenschliche Umsiedlungs-Programm, dem Tausende uigurische Mädchen und Frauen und ihre Familien wehrlos ausgeliefert sind, ist bis jetzt international noch kaum bekannt. Bitte helfen Sie uns, die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Bitte fordern Sie die chinesische Regierung im Vorfeld der Olympischen Spiele auf, ihre Versprechen bezüglich Verbesserungen der Menschenrechtslage nachzukommen, die uigurischen Mädchen zu ihren Familien zurückzubringen und die Zwangsumsiedlungen sofort zu stoppen!

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit für Angehörige von Minderheiten, "von denen niemand spricht", durch Ihre Spende. Auch kleine Beträge helfen. Vielen herzlichen Dank.

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