01.06.2005

Sudanesische Botschaft leugnet Sklaverei

In einer Sonderausgabe ihres wöchentlichen Informationsdienstes "Sudan News" vom 24.Oktober 2002 leugnet die Sudanesische Botschaft in Berlin erneut den Sklavereivorwurf und wirft Mende Nazer, ihrem deutschen Verlag Schneekluth und sie unterstützenden deutschen NGO’s vor, für die Verbreitung unwahrer Tatsachen und eine Verleumdung des Sudan verantwortlich zu sein. Zu ihrer Entlastung verweist die Sudanesische Botschaft auf einen Artikel des Nachrichtenmagazins "DER SPIEGEL" vom August 2000, in dem Sklaven-Aufkaufprogramme westlicher NGO’s kritisiert werden. Wie willkürlich sich die Botschaft bei ihrer Propaganda internationaler Presseberichte bedient, wird darin deutlich, dass ein größeres Dossier des Nachrichtenmagazins (DER SPIEGEL, 18.12.1995) nicht erwähnt wird, in dem die Sklaverei massiv kritisiert wird.

Die Kritik an den Sklaven-Freikaufprogrammen von Christian Solidarity International (CSI) und US-amerikanischen Organisationen, die wir durchaus teilen, entkräftet jedoch in keiner Weise die Glaubwürdigkeit Mende Nazers und anderer ehemaliger Sklaven. Sklaven-Freikaufprogramme würden nicht existieren, gebe es im Sudan keine Sklaverei! Statt Hilfsorganisationen zu diffamieren, die mit ihren Aktivitäten zumindest Sklaverei im Sudan weltweit zu einem Thema gemacht haben, sollte die sudanesische Regierung endlich effektive Schritte zum Stopp der Sklaverei und zur rechtlichen Verfolgung der Verantwortlichen ergreifen. Auch sollte sie sich zur Verantwortung sudanesischer Regierungen für die Bewaffnung arabischer Milizen bekennen, die die Überfälle auf Nuba-Dörfer begangen haben.

Dass Sklaverei im Sudan besteht, wird von zahlreichen bedeutenden internationalen Menschenrechtsorganisationen und von einer unabhängigen internationalen Untersuchungskommission bestätigt, die im Mai 2002 auf Betreiben der US-Regierung Sklaverei-Vorwürfe im Sudan untersuchte.

Mende Nazers Darstellung ihres Leidensweges und ihrer Demütigungen als unglaubwürdig zu diffamieren, zeugt davon, dass die Sudanesische Regierung noch immer nicht bereit ist, sich zu ihrer Verantwortung für das Wiederaufleben der Sklaverei im Sudan in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts zu bekennen. Sicherlich ist der Freikauf mutmaßlicher Sklaven problematisch, doch wie soll Sklaverei im Sudan wirksam bekämpft werden, wenn die verantwortliche Regierung in Khartum nicht bereit ist, sich ihrer Verantwortung zu stellen?

Bei allen Diskussionen der Sklaverei-Frage im Sudan sollten die Opfer im Mittelpunkt stehen. Ihr Schicksal zu lindern, sie schnell und unbürokratisch mit ihren Familien zusammenzuführen und die Verantwortlichen für die Entführungen juristisch zur Rechenschaft zu ziehen, sollte absoluten Vorrang haben. Mende Nazers Schilderungen ihres Leidensweges sind glaubwürdig. Mit ihrem Buch gibt sie Tausenden Opfern der Sklaverei im Sudan eine Stimme.

Nazer kann nicht angelastet werden, wenn Journalisten der britischen Zeitung "Sunday Telegraph" ohne mit ihr Rücksprache zu halten, eine neue reißerische Geschichte erfinden. Nazer hat niemals behauptet, es gebe Sklavenmärkte im Sudan. Die Realität ist schrecklich genug. Auch ohne offizielle Märkte funktioniert der "Handel" mit den Entführten, wie das Beispiel von Nazer und Tausenden anderen Entführten zeigt.