19.05.2006

Sudanesen fordern Untersuchung eines Massakers an Flüchtlingen in Kairo

Protest vor ägyptischer Botschaft

Mit einem Protestmarsch zur Botschaft Ägyptens in Berlin werden Sudanesen am heutigen Donnerstag gemeinsam mit der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine unabhängige Untersuchung eines Massakers an sudanesischen Flüchtlingen in Kairo fordern. Dort waren bei der systematischen Einkesselung von Flüchtlingen aus der Genozidregion Darfur und dem Südsudan am 30. Dezember 2005 nach offiziellen ägyptischen Angaben 27 Menschen zu Tode gekommen. Sprecher der in Kairo lebenden Flüchtlinge gehen jedoch davon aus, dass bei dem Massaker mehr als 200 Menschen getötet wurden.

 

Auch die Regierung des Südsudan äußerte inzwischen Zweifel an der offiziellen ägyptischen Darstellung. Am vergangenen Dienstag beschloss sie daher die Entsendung einer offiziellen Delegation nach Kairo, die eine unabhängige Untersuchung des Blutbades verlangen soll.

 

Die Demonstranten in Berlin wollen die ägyptischen Behörden auffordern, den Angehörigen die Leichen der Getöteten in Anwesenheit von Vertretern des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge zu übergeben. Bis heute warten die Angehörigen der Getöteten vergeblich auf die Herausgabe der Leichen, von denen einige unter Geheimhaltung in den Sudan überführt wurden. Dies hat bei den Angehörigen den Verdacht geschürt, Ägypten wolle den wahren Umfang des Massakers verschleiern.

 

"Die ägyptischen Behörden müssen mehr Unterstützung bei der Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen leisten", meinen die Mitglieder des Sudan Clubs Berlin, die heute vor der Botschaft Ägyptens demonstrieren. Immer wieder seien Sudanesen in den letzten Wochen daran gehindert worden, in den Krankenhäusern der ägyptischen Hauptstadt nach verletzten Kindern zu suchen, die nach dem Massaker von Rettungskräften abtransportiert worden seien. Bislang würden noch immer 189 Personen vermisst. Augenzeugen hatten vom Tod von 76 Flüchtlingen berichtet.

 

Die 30.000 legal in Ägypten lebenden sudanesischen Flüchtlinge und die mehreren zehntausend nicht anerkannten Asylbewerber klagen seit Jahren über Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.

 

ACHTUNG REDAKTIONEN: Der Zug der sudanesischen Demonstranten beginnt um 14 Uhr vor der Nationalgalerie. Gegen 14 Uhr 30 werden sie an der Botschaft Ägyptens, Stauffenbergstr. 6/7, erwartet. Die Organisatoren rechnen mit etwa 70 Teilnehmern.