06.04.2017

Sudan: Ein Toter bei gewaltsamer Räumung christlicher Schule

EU soll für Religionsfreiheit eintreten (Pressemitteilung)

Die GfbV erwartet von der EU mehr Engagement für Sudans Christen, deren Lage immer schwieriger wird. Foto: United Nations Photo via Flickr

Nach der gewaltsamen Räumung einer christlichen Schule im Sudan hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an den EU-Sondergesandten für Religionsfreiheit, Jan Figel, appelliert, gegen das Vorgehen der sudanesischen Behörden zu protestieren und sich für mehr Glaubensfreiheit für religiöse Minderheiten in dem überwiegend muslimischen Staat einzusetzen. Bei der Räumung am vergangenen Montag in der Stadt Omdurman soll es einen Toten gegeben haben, eine Person wurde schwer verletzt. „Wir erwarten von der EU mehr Engagement für Sudans Christen, deren Lage immer schwieriger wird. Wenn christliche Schulen willkürlich geschlossen und protestierende Gläubige verhaftet und kriminalisiert werden, muss die EU Religionsfreiheit einfordern“, erklärte der GfbV-Afrika-Experte Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Die sudanesische Regierung hatte im April 2013 angekündigt, keine Neubauten christlicher Kirchen mehr zu genehmigen, und verstärkt seither die Einschränkung der Glaubensfreiheit von Christen.

Am Montag waren die Polizei und eine vermutlich von einem muslimischen Investor angeheuerte Schlägertruppe in die Schule eingedrungen. Bei der gewaltsamen Räumung wurde der Christ Yunan Abdallah erstochen. Nach Zeugenaussagen hätten Schläger die Bluttat begangen. 13 jugendliche Gläubige, die bereits zwei Wochen gegen die drohende Schließung und Zerstörung der Einrichtung der presbyterianischen evangelischen Kirche protestiert hatten, wurden kurzfristig festgenommen. Elf von ihnen wurden gegen Kaution wieder freigelassen.

Der Schule droht wie auch 25 christlichen Gotteshäusern die Zerstörung. Sie steht neben einer presbyterianischen Kirche und wurde in den vergangenen Wochen mehrfach von Polizisten gestürmt. Hintergrund der Auseinandersetzungen sind Landrechtsstreitigkeiten. Die Grundstücke, auf denen Christen Schulen oder Kirchen errichtet haben, werden häufig von muslimischen Investoren beansprucht. Diese werden regelmäßig von Behörden und der sudanesischen Polizei unterstützt. So behaupten Behörden, die Gebäude seien illegal errichtet worden, und die Polizei räumt die Kirchen oder Schulen. Dabei wird rücksichtslos gegen Gläubige vorgegangen.

Schon Mitte Februar hatten Polizisten vier Lehrkräfte der Schule in Omdurman festgenommen. Einen Monat später hatten 20 Sicherheitskräfte am 16. März 2017 das Gebäude gestürmt und den Schuldirektor Daud Musa sowie zwei Lehrer mitgenommen. Am 27. März 2017 wurden zehn Lehrerinnen und Lehrer, Gläubige sowie ein Priester und ein führender Vertreter der Gemeinde festgesetzt. Gegen die Christen wurde ein Strafverfahren eingeleitet, bevor sie gegen Kaution aus der Haft entlassen wurden. In den darauffolgenden Tagen wurden Lehrer von Sicherheitskräften am Verlassen der Schule gehindert.

Header Foto: United Nations Photo via Flickr