20.02.2008

Stimmen für Tibet

Traditionelle tibetische Musik auch im Exil beliebt

aus: bedrohte völker_pogrom 246, 1/2008

Dass Tibet eine Jahrtausende alte Kultur besitzt, ist weitläufig bekannt. Diese Kultur ist aber auch im Exil sehr lebendig, denn hier wie dort gibt es Dutzende beliebte tibetische Musiker. Während in Europa mehr die traditionelle sakrale Musik Tibets bekannt ist, gibt es in und außerhalb Tibets auch eine aktive Szene populärer Musik. So hat sich Loten Namling auf die aus dem Westen Tibets stammenstammende alte Gesangtradition und Tanzmusik der "Nangma" und "Toe shae" spezialisiert. Er ist ein Meister der "Dranyen", einer sechs Saiten zählenden Laute, die einen langen Hals besitzt. Im unteren Bereich ähnelt sie einer Trommel und ist oft mit dem Fell eines Schafes oder einer Ziege bespannt. Die traditionelle säkulare Musik wird bei Hochzeiten, Hauseinweihungen, Festivals und anderen Feiern gespielt. Der tibetische Sänger tritt auf Konzertreisen in aller Welt auf. Er wurde 1963 auf der Flucht im Himalaya geboren und wuchs im Exil in Indien auf. Heute lebt er in der Schweiz, wo eine der größten tibetischen Exilgemeinden besteht. Die Liebe zur Musik begann bereits in seiner Kindheit im indischen Exil, in Dharamsala.Damals lauschte er den Gesängen der einfachen tibetischen Arbeiter, die beim Bau von Straßen und Häusern traditionelle Lieder anstimmten. Als er 16 Jahre alt war, zeigten ihm seine Eltern zum ersten Mal eine "Dranyen"-Laute und er begann, sich selber das Spielen dieses Instruments beizubringen. Loten Namling ist nicht nur als Sänger bekannt, sondern auch als Schauspieler und Karikaturist.


Auch Soname Yangchen lebt heute fern ihrer Heimat. Aufgewachsen ist sie jedoch in Tibet. Ihre Eltern stammten aus einer alten tibetischen Adelsfamilie und waren daher während der Kulturrevolution (1966-1976) besonderer Repression ausgesetzt. So kam Soname Yangchen 1973 in einem windigen Kuhstall in Yarlung in Tibet zur Welt. Ihre Familie wurde aus ihrem Haus vertrieben und teilte sich zwei Zimmer am Rande des Dorfes. Die Kinder mussten zusehen,

wie ihre Eltern öffentlich ausgepeitscht wurden. Im Alter von sechs Jahren schickten ihre Eltern sie in die Hauptstadt Lhasa, da sie eine gute Ausbildung bekommen sollte. Doch aus dem Schulbesuch wurde nichts. Unter unmenschlichen Bedingungen musste sie als Haushaltshilfe arbeiten. Mit zwölf Jahren floh sie zum ersten Mal zu ihren Eltern. Doch sie wurde wieder nach Lhasa geschickt. Mit 16 Jahren gelang ihr dann die Flucht nach Indien, wo ihr Touristen ein Visum für Europa verschafften. Auf einer Hochzeitsfeier in Großbritannien, auf der sie tibetische Berglieder sang, wurde ein Musikproduzent auf sie aufmerksam. Er förderte die Sängerin und verschaffte ihr Verträge mit Schallplattenfirmen sowie zahllose Konzertauftritte. Mit vielen bekannten Popstars trat die heute 34 Jahre alte Interpretin inzwischen auf der Bühne auf und wirbt mit ihrer Stimme für ein freies Tibet.


Auch in den Niederlanden lebt eine Sängerin, die als musikalische "Botschafterin" des unterdrückten Tibet weltweit Beachtung findet. Namgyal Lhamo wurde im Dezember 2007 bei dem Internationalen Musikpreis von British Musicaid als beste weibliche Solistin aus Indien/Tibet ausgezeichnet. Im Februar 2007 hatte sie als beste Sängerin den Tibetischen Musikpreis erhalten. Namgyal Lhamo gilt als Multitalent, da sie auch Songs selber textet und sich ebenfalls als Dichterin einen Namen gemacht hat. (ud)