10.06.2014

Starke Zunahme von Vergewaltigungen in Darfur – Friedenstruppen müssen Frauen besser schützen

US-Schauspielerin Angelina Jolie fordert in London mehr Schutz vor sexueller Gewalt in Kriegen

© Council on Foreign Relations

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) unterstützt die Forderung der Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie nach einem wirksameren Schutz vor sexueller Gewalt in Kriegen. So haben nach Recherchen der GfbV Vergewaltigungen in der Konfliktregion Darfur im Westen des Sudan in den vergangenen drei Monaten massiv zugenommen. „Es wurden 114 Vergewaltigungen von Flüchtlingsfrauen in Darfur zwischen März und Mai 2014 registriert“, berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. „Die tatsächliche Zahl der Opfer sexueller Gewalt dürfte noch deutlich höher sein, da viele Frauen die Gewalttaten aus Angst vor Ausgrenzung nicht melden.“ Nachdrücklich forderte die GfbV die UNAMID-Friedenstruppe in Darfur auf, ihre Patrouillen nahe der Flüchtlingslager zu verstärken. Außerdem appellierte die Menschenrechtsorganisation an den Weltsicherheitsrat, den Internationalen Strafgerichtshof mit Ermittlungen gegen die für die Gewalt verantwortlichen regierungsnahen Milizionäre zu beauftragen. Die sudanesischen Strafverfolgungsbehörden blieben meist untätig.

Angelina Jolie leitet in London gemeinsam mit dem britischen Außenminister William Hague eine viertägige internationale Konferenz (10.-13.6.) über sexuelle Gewalt in Konfliktregionen. Die Schauspielerin hat in den vergangenen Jahren mehrfach Flüchtlingslager in Darfur besucht und sich schockiert gezeigt angesichts des Leids vieler Frauen.

„Mehr als 90 Prozent der Opfer sexueller Gewalt in Darfur sind Flüchtlingsfrauen, die beim Sammeln von Feuerholz von regierungsnahen Milizen überfallen werden“, sagte Delius. „Es ist unverständlich, warum die UNAMID ihrer Aufgabe nicht nachkommt und die Frauen besser schützt. Außerdem müssen noch mehr Camps mit Sonnenkochern ausgestattet werden, damit die Frauen nicht so viel Feuerholz sammeln müssen.“ Die in den vergangenen drei Monaten angegriffenen Mädchen und Frauen waren zwischen zwölf und 55 Jahre alt. Viele Frauen wurden Opfer von Gruppenvergewaltigungen, die bis zu zwölf Stunden dauerten. Andere wurden von Milizionären verschleppt und erst nach tagelangem Missbrauch wieder freigelassen. Rund zehn Prozent der Opfer wurden getötet, weil sie sich gewehrt hatten.

Die meisten Vergewaltigungen werden von Milizionären der „Rapid Support Forces (RSF)“ begangen. Die Miliz wurde von der sudanesischen Armee aufgebaut und soll die Streitkräfte im Kampf gegen bewaffnete Oppositionsgruppen unterstützen. Die UNAMID vergleicht den Terror der RSF bereits mit den Gewalttaten der Janjaweed-Milizen, die auf dem Höhepunkt des Völkermordes in Darfur 2004 für die Vertreibung und Ermordung von hunderttausenden Menschen verantwortlich waren. Seit Januar 2014 flohen nach UN-Angaben aufgrund der massiven Zunahme der Gewalt 322.000 Darfuris aus ihren Heimatorten.


Ulrich Delius, der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder afrika@gfbv.de.


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Das 22-seitige Memorandum „Frauen als Leidtragende von Krieg und Gewalt“ können Sie hier herunterladen.

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Header Foto: Council on Foreign Relations