28.08.2006

Spionage-Prozesse gegen Journalisten im Sudan sollen Ausland vor Engagement in Darfur abschrecken

Weltsicherheitsrat berät heute über UN-Friedenstruppen für Darfur

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat dem Sudan am Montag vorgeworfen, mit willkürlichen Spionage-Prozessen gegen ausländische Journalisten Druck auf die internationale Staatengemeinschaft ausüben und so eine Entsendung von UN-Friedenstruppen nach Darfur abwenden zu wollen. "Der Sudan macht internationale Journalisten de facto zu Geiseln, um wirksame Maßnahmen zur Beendigung des Völkermordes im Westsudan zu verhindern", warnte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Außerdem sind diese Willkürprozesse ein Anschlag auf die weltweite Pressefreiheit." Der Weltsicherheitsrat wird am heutigen Montag über eine vor allem von den USA und Großbritannien geforderte Stationierung von UN-Blauhelmtruppen im Westen des Sudan entscheiden.

 

Am vergangenen Samstag wurde Paul Salopek, ein US-Journalist der Zeitschrift National Geographic, im Sudan wegen Spionage angeklagt. Ähnliche Vorwürfe waren gegen Tomo Kriznar, einen Foto-Reporter und Berater des um eine Friedensvermittlung in Darfur bemühten slowenischen Staatspräsidenten Janez Drnovsek, erhoben worden. Er wurde am 14. August 2006 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Beide wurden außerdem beschuldigt, ohne Visum illegal nach Darfur eingereist zu sein sowie falsche Nachrichten verbreitet zu haben.

 

"Darunter verstehen die sudanesischen Behörden alle Berichte über Menschenrechtsverletzungen, Vertreibung und Genozid", sagte Delius. Aufgrund der massiven Beschränkungen, die internationalen Journalisten bei der Einreise und ihrer Berichterstattung über Darfur auferlegt werden, zwinge der Sudan letztlich viele Medienvertreter zur illegalen Einreise, da legal eine glaubwürdige Berichterstattung kaum möglich sei.