28.06.2013

Solidaritäts- und Gedenkkundgebung der Aleviten in Berlin

Türkei: 20. Jahrestag des Massakers in Sivas

Foto: Michael Leh

Anlässlich des 20. Jahrestages des Massakers in der türkischen Stadt Sivas, im Gedenken an die vielen Toten fortgesetzter Pogrome gegen Aleviten in der Türkei und solidarisch mit den friedlichen gegenwärtigen Protesten auf dem Istanbuler Taksim-Platz rufen die Alevitische Gemeinde Berlin e.V. und die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf zu einer

Kundgebung

am Sonntag, den 30. Juni 2013, um 13 Uhr

auf dem Hermannplatz (Neukölln) in Berlin.

35 Menschen starben vor den Augen einer gaffenden Menge und laufenden Fernsehkameras am 2. Juli 1993 in den Flammen des brennenden Madimak-Hotels in Sivas. Ein aufgebrachter Mob hatte das Hotel in Brand gesetzt. Tausende von Islamisten umlagerten das Gebäude, in dem junge Aleviten – vor allem Künstler und Intellektuelle – anlässlich einer religiösen Feierlichkeit untergekommen waren. Die Polizei griff viel zu spät ein.

Angehörige der alevitischen Glaubensgemeinschaft sind in der Türkei seit Jahrzehnten Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt. So starben 1938 in der Region Dersim etwa 70.000 Aleviten durch völkermordartige Verbrechen, 1978 wurden bei Pogromen in Maras und Malatya 111 bzw. sechs Aleviten ermordet und 552 bzw. 473 ihrer Häuser zerstört. Auch in Corum kam es 1980 zu gewalttätigen Übergriffen, im Stadtteil Gazi von Istanbul wurden 1995 15 Aleviten von türkischen Polizisten getötet.

Mit der Kundgebung in Berlin soll auch gegen die Pläne der türkischen Regierung protestiert werden, der neuen Brücke über den Bosporus den Namen Yavus Sultan Selims zu geben. Selim hatte im 16. Jahrhundert etwa 40.000 Aleviten ermorden lassen.