03.09.2010

Sklaverei im 21. Jahrhundert beenden!

Mauretanien:

Haratin-Frau (Foto: UN_ Jean Pierre Laffont)

Offiziell ist die Sklaverei in Mauretanien seit 1981 abgeschafft. Doch trotz des amtlichen Verbots besteht die Leibeigenschaft vor allem in ländlichen Gebieten des westafrikanischen Land weiter fort. Der mauretanische Staatspräsident Mohamed Ould Abdel Aziz geht hart gegen Bürgerrechtler vor, die das Fortbestehen der Leibeigenschaft anprangern. Sie werden systematisch eingeschüchtert und diffamiert. Akut betroffen von dieser Praxis ist der mauretanischen Menschenrechtler Biram Ould Dah Ould Abeid.

Kritiker der Sklaverei werden massiv unter Druck gesetzt

Der Vorsitzende der Anti-Sklaverei-Bewegung IRA (Initiative pour la Résurgence du Mouvement Abolitionniste) äußerte sich im Februar 2009 auf einer Konferenz in Paris kritisch zur Sklaverei in seinem Land und wurde seither massiv unter Druck gesetzt: Sein Reisepass wurde nicht verlängert und so seine Reisefreiheit eingeschränkt. Mehrfach wurde er von Polizisten bedrängt, zukünftig jede öffentliche Kritik zu unterlassen. Außerdem läuft jetzt ein Ermittlungsverfahren gegen ihn. In einer Medienkampagne verdächtigte man ihn der Zusammenarbeit mit dem israelischen Geheimdienst, und er wurde als "Vaterlandsverräter" sowie "Gotteslästerer" diffamiert. Nochmals verstärkt wurde der Druck auf den Menschenrechtler, nachdem die UN-Sonderberichterstatterin zur Sklaverei, Frau Gulnara Shahinian, im November 2009 öffentlich das Fortbestehen der Sklaverei in Mauretanien kritisierte. Es wurde sogar ein falsches Gesundheitszeugnis in Umlauf gebracht, in dem der Eindruck erweckt wird, Biram Ould Dah Ould Abeid sei geisteskrank. Außerdem wurde er seines Amtes als Experte der Nationalen Menschenrechtskommission enthoben und seine Organisation IRA von den Behörden verboten.

Biram Ould Dah Ould Abeid arbeitet für "SOS Sklaven" sowie für andere Menschenrechtsorganisationen, die die Sklaverei aktiv bekämpfen. Seit mehr als 15 Jahren unterstützt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Arbeit der mauretanischen Menschenrechtsorganisation. "SOS Sklaven" bietet entflohenen "Leibeigenen" Hilfe und juristische Unterstützung an. Die brauchen sie auch dringend, denn ihre "Herren" sind meist einflussreich und nutzen ihre guten Beziehungen zur Polizei und Justiz, um geflohene Sklaven zurückzuholen.

Erste Maßnahmen gegen die weiterhin bestehende Sklaverei unternahm im Jahre 2007 der damalige Staatspräsident Sidi Mohamed Ould Cheikh Abdallahi. Er verabschiedete ein Gesetz zur Bestrafung der Leibeigenschaft. Im August 2008 putschte sich jedoch der heutige Staatspräsident Mohamed Ould Abdel Aziz an die Macht. Seither wird das Gesetz gegen die Sklaverei von den Behörden nur unzureichend umgesetzt. Über Leibeigenschaft soll öffentlich nicht mehr gesprochen werden, da dies dem Ansehen des Landes schade.

Nach Schätzungen mauretanischer Menschenrechtler gibt es noch immer rund 550.000 Sklaven, die besonders in ländlichen Gebieten unentgeltlich oder fast ohne Lohn als Hausangestellte oder Landarbeiter für ihre "Herren" arbeiten müssen. Opfer der Sklaverei sind vor allem schwarzafrikanische Haratin, die ca. 40 Prozent der drei Millionen Staatsbürger stellen.

Bitte fordern Sie den Botschafter Mauretaniens, Mohamadou Tandia, in Deutschland auf, sich für ein Ende der Sklaverei in seinem Land zu engagieren. Auch dürfen Menschenrechtler, die die bestehenden Missstände anprangern, nicht länger eingeschüchtert werden.

 

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