28.10.2006

"Sie jagen uns wie Tiere"

Hmong in Laos gnadenlos verfolgt

Immer verzweifeltere Hilferufe erreichen die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) aus Laos. Dort machen laotische und vietnamesische Soldaten im Sperrgebiet Haysomboun Jagd auf Angehörige der Hmong, die sich in den Wäldern verbergen. In den letzten Monaten nahm die Gewalt dramatisch zu. Flüchtlinge, die sich nach Thailand retten konnten, berichteten der GfbV von unvorstellbar grausamen Menschenrechtsverletzungen, die Völkermordverbrechen gleichkommen:

Die Hmong-Gruppen, die zum Großteil aus halb verhungerten Frauen und Kindern bestehen, werden in der Regel zuerst von Kampfflugzeugen und Hubschraubern aus lokalisiert und dann mit chemischen Kampfstoffen oder Granaten bombardiert. Wer lebend in die Hände der nachrückenden Bodentruppen fällt, wird grausam gefoltert, verstümmelt, vergewaltigt und ermordet.

Nicht einmal Babys werden geschont. So wurden am 6. April 2006 nahe der Stadt Vang Vieng mindestens 26 Frauen und Kinder ermordet. Zwölf Kinder waren jünger als zehn Jahre.

"Alles was wir wollen ist überleben!"

Für die laotische Regierung sind die in den Wäldern versteckten Hmong "Rebellen". Zwischen 1960 und 1975 wurden viele Hmong von den USA angeworben und im Kampf gegen die kommunistische Pathet Lao instrumentalisiert. Die Behörden in Laos wollen sich hierfür noch immer rächen. Rund 30.000 Hmong wurden damals getötet, an die 300.000 flüchteten in die USA. Bis zu 20.000 Hmong halten sich noch immer im Regenwald verborgen. Ihr einziges Ziel ist es, der mörderischen Gewalt der Soldaten zu entkommen und trotz Not und Hunger zu überleben. Die meisten Gruppen bestehen aus Angehörigen der zweiten oder dritten Generation der ehemaligen Kämpfer oder aus einfachen Bauern, die von den Militärs verdächtigt wurden, die versteckten Gruppen unterstützt zu haben.

Die Regierung von Laos leugnet bis heute, dass an den Hmong Menschenrechtsverletzungen begangen werden - verwehrt aber den UN und Journalisten gleichzeitig Zugang zum Krisengebiet. Die von der GfbV gesammelten Zeugenaussagen sowie erschütternde Filmaufnahmen, die aus dem laotischen Dschungel geschmuggelt werden konnten, belegen klar: Die laotische Regierung hat sich schwerster Verbrechen schuldig gemacht. Die bedrohten Hmong brauchen dringend Hilfe!

Humanitäre Katastrophe im Regenwald

Um von den Soldaten nicht aufgespürt zu werden, können die Hmong weder Nahrung anbauen noch Feuer machen. Die meisten ernähren sich seit Jahren ausschließlich von Pflanzen und Wurzeln. Viele sterben an Hunger, Erschöpfung, Krankheiten oder weil Wunden nicht versorgt werden können. "Wir sahen alte Menschen getragen auf dem Rücken jüngerer, wir sahen völlig verstörte Kinder, alle in zerschlissener Kleidung, viele waren schmutzig… Es war das Traurigste, was ich je in meinem Leben gesehen habe", berichtete ein Vertreter der Vereinten Nationen, die den Hmong nicht einmal Nahrungsmittel bringen durften.

Flucht nach Thailand

Tausenden Hmong ist es gelungen, in das Nachbarland Thailand zu fliehen. Allein seit Mitte des Jahres suchten dort offiziellen Angaben zufolge 1000 verzweifelte Hmong Zuflucht. In Thailand werden sie jedoch als "illegale Einwanderer" in überfüllten Flüchtlingslagern oder Haftzentren festgehalten und sind von der Abschiebung nach Laos bedroht, wo sie Gefängnis und Folter erwarten. So befinden sich 26 Hmong-Flüchtlinge, die bereits im Dezember 2005 nach Laos deportiert wurden, noch immer unter entsetzlichen Bedingungen in Haft "" 20 von ihnen sind Mädchen im Alter von zwölf bis 16 Jahren, die Berichten zufolge schwer misshandelt und vergewaltigt wurden. In Thailand sprach unsere Mitarbeiterin Rebecca Sommer allein mit 240 inhaftierten Hmong, die man in den Gefängnissen regelrecht wie Tiere hält: ohne Licht, Nahrung und sauberes Trinkwasser. Im September 2006 hatte die thailändische Polizei eine Gruppe von 35 Hmong-Flüchtlingen im Grenzgebiet zu Laos verhaftet und in einem thailändischen Gefängnis inhaftiert. Dass sie wegen der brutalen Gewalt in Laos, jahrelanger Verfolgung und Hunger nach Thailand geflohen waren, spielte für die thailändischen Polizisten keine Rolle. "Wenn ich unsere Kinder hier sehe, erfüllt mich großer Schmerz: Was haben sie außer einem Leben in Angst, Verzweiflung, Hunger, Tod und Morden und nun Monate ihres Lebens gefangen in einem der schlimmsten Alpträume, den man sich vorstellen kann!", berichtete Me Lee, eine der Inhaftierten, unserer Mitarbeiterin Rebecca Sommer.

DIE HMONG

Im Vierländereck Thailand/Laos/Vietnam/China sind die Hmong eines der größten indigenen Völker (Ureinwohner). Neun Millionen von ihnen leben allein in China. Dort heißen sie Miao. In Laos stellen sie mit etwa 424.000 Angehörigen rund acht Prozent der 5,3 Millionen Staatsbürger. Während die Hmong im Regenwald vom Militär gejagt werden, klagen andere Angehörige dieser Volksgruppe über massive Diskriminierung. Tausende hat man zwangsumgesiedelt.

 

DAS TUT DIE GFBV

Unsere Mitarbeiterin Rebecca Sommer besuchte die Flüchtlingslager der Hmong in Thailand, sprach mit 1100 Flüchtlingen, dokumentierte ausführlich die Menschenrechtsverletzungen, stellte Fotos sicher und schrieb auf Basis der Zeugenaussagen einen dramatischen Bericht, den wir den zuständigen Stellen der Vereinten Nationen und zahlreichen ausländischen Regierungen und Botschaften zukommen ließen.

Auf einer Aufsehen erregenden Pressekonferenz in Bangkok mit Beteiligung der Vereinten Nationen warnte Sommer Ende August 2006 vor der drohenden Abschiebung von Hmong-Flüchtlingen nach Laos.

Medien aus aller Welt berichteten über die Hilferufe der Hmong und den GfbV-Report. Mehrfach forderten wir in Eingaben beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen, bei den EU-Regierungen und bei der deutschen Bundesregierung mehr internationalen Druck, um die schweren Menschenrechtsverletzungen an Hmong zu beenden.

In der "Arbeitsgruppe für indigene Völker" der Vereinten Nationen und in der UN-Vollversammlung machte Rebecca Sommer unermüdliches Lobbying, um auf die dramatische Lage der Hmong aufmerksam zu machen.

DAS WIRD DIE GFBV TUN

Im Rahmen der GfbV-International führen mehrere GfbV-Sektionen verschiedene Aktionen für die Hmong in Laos durch. Wir werden die Geberländer von Laos dazu drängen, ihre Hilfe für dieses Land einzustellen, so lange dort Hmong verfolgt werden.

Wir werden internationale Hilfswerke und Regierungen bitten, den Hmong-Flüchtlingen in Thailand zu helfen.

Wir werden Politiker und Organisationen dazu bewegen, sich mit uns an das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge zu wenden: Es soll Thailand zur offiziellen Anerkennung der Hmong-Flüchtlinge drängen oder ihre Aufnahme in Drittländer durchsetzen.

Wir werden Touristen und Tourismusunternehmen bitten, an den König von Thailand zu appellieren, inhaftierte Hmong-Flüchtlinge freizulassen.

Wir werden uns dafür einsetzen, dass die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte die Verbrechen an den Hmong in Laos öffentlich verurteilt.

Helfen Sie mit

Wenn auch Sie sich für die Hmong einsetzen möchten, fordern Sie bitte unsere Gratis-Aktionsunterlagen an bzw. bestellen Sie unseren Bericht "Sie jagen uns wie Tiere" - Massaker und schwerste Menschenrechtsverletzungen an Hmong in Laos; GfbV, Juli 2006 (Preis: EUR 5.- plus Versandkosten). Bestellungen unter verwaltung@gfbv.de

Beteiligen Sie sich auch an unseren ständigen Email- und Faxaktionen.