14.10.2014

Seit sechs Monaten entführt: 219 Schülerinnen in Nigeria

Kein Lebenszeichen von Verschleppten – Weltweite Kampagne für Schülerinnen darf nicht verebben!

Malala Yousafzai, die neue Friedensnobelpreisträgerin, beteiligte sich an der #Bringbackourgirls-Kampagne. Im Juli 2014 besuchte sie in Nigeria Mädchen, die der Gefangenschaft entkommen konnten.

Im Schatten der Syrien-Krise erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an das Schicksal von 219 Schülerinnen, die heute vor sechs Monaten im Norden Nigerias von islamistischen Kämpfern der Boko-Haram-Sekte entführt wurden. „Noch immer fehlt jedes Lebenszeichen von den verschleppten Mädchen. Nigeria und die internationale Gemeinschaft müssen dringend ihre Bemühungen verstärken, damit dieses schreckliche Geiseldrama endlich beendet wird“, forderte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Heute werden in Nigerias Hauptstadt Abuja Familienangehörige der Mädchen und Unterstützer der Kampagne „Bring back our girls“ vor dem Sitz des Staatspräsidenten Jonathan Goodluck protestieren und an das schreckliche Schicksal der Verschleppten erinnern.

In einer beispiellosen Kampagne haben sich im Juni/Juli 2014 weltweit mehr als eine Million Menschen im Internet für die Freilassung der Mädchen engagiert. An der Aktion beteiligten sich auch die Gattin des US-Präsidenten Michele Obama und die Friedensnobelpreisträgerin Malala. „Wir dürfen die verschleppten Mädchen nicht vergessen. Ihr Schicksal steht beispielhaft für das Leiden der Zivilbevölkerung unter dem Terror extremistischer Islamisten“, erklärte Delius.

Nigerias Polizei, Armee und Regierung hätten vollmundig immer wieder die baldige Befreiung der Verschleppten angekündigt, doch nichts sei passiert. Tatsächlich werde die Terrorgruppe Boko Haram immer stärker und nutze die entführten Schülerinnen als Faustpfand in ihrer politischen Auseinandersetzung mit dem nigerianischen Staat. „Die Jugendlichen werden von Boko Haram als lebendiger Beweis für die Unfähigkeit von Polizei und Armee missbraucht, die eigene Bevölkerung zu schützen“, sagte Delius. „Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“

Die so genannten Chibok-Girls wurden in der Nacht vom 14. Auf den 15. April 2014 aus ihrem Internat entführt. Sie sind zwischen zwölf und 17 Jahren alt und zumeist Christinnen. 90 Prozent der Bewohner von Chibok sind Christen. Waren ursprünglich 276 Mädchen entführt worden, so gelang es einigen Dutzend bei der Verschleppung zu fliehen. Zurzeit befinden sich noch 219 Schülerinnen in den Händen der Entführer. Irrtümlich hatte die Polizei am 24. September gemeldet, eine junge im Wald aufgefundene Frau gehöre zur Gruppe der Chibok-Girls. Inzwischen stellte sich jedoch heraus, dass die 23-Jährige schon im Januar 2014 von Boko Haram entführt worden war und keinen Kontaktzu den verschleppten Schülerinnen hatte.


Ulrich Delius, der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder afrika@gfbv.de.


 Header Foto: Malala Yousafzai, die neue Friedensnobelpreisträgerin, beteiligte sich an der #Bringbackourgirls-Kampagne. Im Juli 2014 besuchte sie in Nigeria Mädchen, die der Gefangenschaft entkommen konnten.