11.04.2012

Schweizer Weltwoche soll sich entschuldigen

Populistische Hetze gegen Roma

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilt die Roma-feindliche Berichterstattung im Schweizer Wochenmagazin „Weltwoche“ vom letzten Donnerstag und fordert von Weltwoche-Chef Roger Köppel eine öffentliche Entschuldigung. 

Die Weltwoche hatte am vergangenen Donnerstag ein Bild von einem Roma-Kind abgedruckt, das mit einer Pistole bedrohlich auf den Fotografen zielt, und dazu getitelt: „Die Roma kommen: Raubzüge in die Schweiz“. Als Untertitel wählte das Blatt: „Familienbetriebe des Verbrechens“. Zusammen mit dem entsprechenden Artikel von Philipp Gut und Kari Kälin wird ein erschreckend einseitiges Bild der Roma vermittelt. Die GfbV kritisiert die journalistische Verantwortungslosigkeit der Weltwoche und warnt vor einer Zementierung bestehender Vorurteile sowie einer möglichen Zunahme rassistisch motivierter Übergriffe auf Angehörige dieser Volksgruppe. Sie ruft Weltwoche-Chef Roger Köppel deshalb zu einer öffentlichen Entschuldigung auf.

„Dass Roma als Sündenböcke für Probleme der Mehrheitsgesellschaft herhalten müssen, ist zwar nichts Neues. Doch die aktuelle Ausgabe der Weltwoche zeigt, dass Diskriminierung, Ausgrenzung und Stigmatisierung offenbar salonfähig werden“, gab die GfbV zu bedenken.

In den meisten europäischen Ländern sind Roma so gut wie chancenlos. Sie leben oft segregiert von der Mehrheitsbevölkerung in Ghettos und ihr Bildungsniveau ist in der Regel niedrig. Die unzureichende Qualifikation der Roma und gegen sie gerichtete Diskriminierungen führen in Kombination zu Massenarbeitslosigkeit.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sind in der EU im Rahmen der Roma-Dekade zur sozialen Integration gerade in den vergangenen Jahren umfangreiche Programme angelaufen, welche die gesellschaftliche Akzeptanz für Roma und ihren Einbezug in das politische und gesellschaftliche Leben verbessern sollen. Vorrangig ist dabei eine Sensibilisierung über Kultur und Geschichte der Roma, z.B. im Schulunterricht, in den Medien oder im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen. Der Artikel der Weltwoche steht in krassem Widerspruch zu diesen Bemühungen und dient kaum einer Verbesserung der von der Weltwoche angeprangerten Missstände.