19.04.2005
Schweigen der EU zu Menschenrechtsverletzungen in China ist einäugig und opportunistisch
Beginn der Jahreskonferenz der UN-Menschenrechtskommission in Genf (15.03.-23.04.2004)
Zum Auftakt der 60. Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen in Genf hat die Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV) am Montag das Schweigen Europas zu Menschenrechtsverletzungen in China kritisiert und der EU Einäugigkeit und Opportunismus vorgeworfen. "Wer Resolutionen zu Zimbabwe, Nordkorea und Burma einbringt, darf zur Repression in China nicht schweigen", forderte der Asienreferent der deutschen GfbV-Sektion, Ulrich Delius, in Göttingen. "Es ist eine Bankrotterklärung für die europäische Menschenrechtspolitik, dass die EU trotz einer nachdrücklichen Empfehlung des Europaparlaments keinen Entwurf für eine kritische Resolution zu China einbringen wird." Es sei alarmierend, wenn nun auch bei den Koalitionspartnern in der deutschen Bundesregierung keine Einigkeit mehr bei der Verurteilung der Menschenrechtsverletzungen in China bestünde. In den Vorjahren hatte sich Berlin in der EU noch für eine China-Resolution eingesetzt.
Kein Land verletze in vielfältigerer Weise systematisch die Menschenrechte. Kein Staat vollstrecke mehr Todesurteile, halte mehr Menschen in Arbeitslagern fest, inhaftiere mehr Journalisten und schließe mehr Bürger von einem freien Zugang zum Internet aus. Die gestern vom Nationalen Volkskongress Chinas beschlossene Verankerung von Menschenrechten in der Verfassung sei Augenwischerei. Auch die Religionsfreiheit sei in der Verfassung garantiert. Ungeachtet dessen sei am 5. März der katholische Bischof Wei Jingyi verhaftet worden. Zwei Führer der verbotenen protestantischen Hauskirchen, Liu Fenggang und Xu Yonghai, waren am 25. Februar wegen des Verrats von Staatsgeheimnissen angeklagt worden. Allein im Januar 2004 seien mehr als 300 Gläubige und Priester verhaftet worden. Die Meditationsgruppe Falun Gong werde trotz der Verfassungsbestimmung weiter zerschlagen. Solange es in China keine unabhängigen Gerichte gebe, werde die staatliche Willkür und Repression anhalten.
Die GfbV hat in diesem Jahr elf schriftliche Statements bei der UN-Menschenrechtskommission eingereicht:
Marokko blockiert Friedensplan für die Westsahara
Die Straflosigkeit für Kriegsverbrecher in der Republik Srpska / Bosnien muss enden
Katastrophale Lage der Binnenflüchtlinge in Uganda
Tibet und das Recht auf Entwicklung in der Volksrepublik China
Folter und andere Misshandlungen in der Türkei
Religiöse Intoleranz in Saudi-Arabien (Christen, Schiiten) Irak (Christen, Yezidi) und Iran (Bahai’i)
Die schwierige Lage von Roma-Frauen in den neuen EU-Beitrittsländern
Die Internationale Kinderrechtskonvention und Abschiebungen von Kindern aus Deutschland
Lage von Sinti und Roma in Deutschland
Stärkung der Rechte indigener Völker / Vorschlag einer Verlängerung der im Dezember 2004 endenden UN-Dekade indigener Völker
übergriffe auf Menschenrechtler in Tschetschenien / Russische Föderation
Geplante mündliche Statements:
Verletzung des Rechts auf Bildung in Tibet / VR China
Rassismus gegen Kurden in Syrien
Schwierige Lage der Flüchtlinge in Darfur im Westen des Sudan
Anhaltende schwere Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien / Russische Föderation
Menschenrechtsverletzungen an indigenen Völkern in Brasilien
Krieg und Menschenrechte in Aceh / Indonesien