11.05.2010

Schlecht recherchierte Vorwürfe schaden Ansehen der Vereinten Nationen - UN sollen Report korrigieren

"Frankfurter Rundschau": UN-Komitee wirft deutschem Hilfswerk vor, Rebellen in Darfur zu unterstützen


Als "haltlos" bezeichnete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch die Vorwürfe eines Sanktionskomitees der Vereinten Nationen gegen eine deutsche Hilfsorganisation, Rebellen in Darfur zu unterstützen. "Die UN-Experten haben in ihrem Bericht an den Weltsicherheitsrat grob Sorgfaltspflichten verletzt und schlecht recherchiert", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Mit ihrem unprofessionellen Vorgehen schaden die UN- Spezialisten dem Ansehen der Vereinten Nationen und der wichtigen Arbeit des Sanktionskomitees." Nachdrücklich forderte die Menschenrechtsorganisation das UN-Komitee heute auf, seinen Bericht zu korrigieren, um weiteren Schaden abzuwenden.

 

Das mit der Überwachung verschiedener Sanktionen gegen die Konfliktparteien in Darfur betraute Experten-Komitee zur Umsetzung der Resolution 1591 hatte in einem am 29.Oktober 2009 dem Weltsicherheitsrat unterbreiteten Bericht dem deutschen Hilfwerk "Darfur-Hilfe" vorgeworfen, die bewaffnete Freiheitsbewegung "Justice and Equality Movement (JEM)" zu unterstützen und Spendengelder nicht ordnungsgemäß im Osten des Tschad für Schulprojekte für Flüchtlingskinder aus Darfur verwendet zu haben.

 

"Bei so schweren Vorwürfen hätten die UN-Experten besonders sorgfältig ermitteln müssen", erklärte Delius. "Stattdessen wurde so schlampig gearbeitet, das dem Komitee bei den drei zum Beweis angeführten Personen in einem Fall sogar eine Namensverwechslung unterlief". So wurde der aus Darfur geflohene Grundschullehrer Adam Rahmatallah Shoggar, der für die "Darfur-Hilfe" als Schulleiter in Tiné (Tschad)gearbeitet hat, mit dem JEM-Aktivisten Adam Ali Shoggar verwechselt. Der Lehrer sei über jeden Verdacht erhaben, denn er sei inzwischen nach Darfur zurückgekehrt und arbeite für das sudanesische Bildungsministerium als Schulinspektor.

Als "Beweis" für die Unterwanderung des Hilfswerks durch die JEM verweisen die UN auf Abubaker Eltayeb Gurashi, der bei der Gründungsversammlung der Hilfsorganisation als Wahlleiter gewirkt habe. Offensichtlich machten sich die Rechercheure nicht die Mühe, deutsches Vereinsrecht zu verstehen. Eine Nachfrage bei einem Rechtsanwalt hätte aufklären können, dass als Wahlleiter zumeist Personen fungieren, die keine offiziellen Ämter übernehmen wollen. Der vermeintliche "Rebell" stamme übrigens aus dem Nordsudan und arbeite seit vier Jahren wieder unbehindert im Sudan. Auch der von den UN genannte Adam Ibrahim Elton sei nicht als JEM-Mitglied aktiv. Aufgrund seiner Arbeit an der Botschaft Saudi-Arabiens in der Schweiz müsse er sich jedes politischen Engagements enthalten.

Auf Wunsch der Darfur-Flüchtlinge habe das Hilfswerk in Tiné mit Spendengeldern eine Oberschule gebaut. Das Geld sei von deutschen Gewährsleuten persönlich im Tschad übergeben worden. Regelmäßig hätten sich Besucher aus Deutschland über die Bauarbeiten und den Schulbetrieb informiert. Der Sultan der Region und das Lehrerkomitee habe sich bei dem Hilfswerk für die Spenden bedankt.

"Besonders befrendend ist, dass die UN es noch nicht einmal für notwendig gehalten haben, das Hilfswerk über die Vorwürfe in Kenntnis zu setzen und um eine Stellungnahme zu bitten", erklärte Delius. Erst über Dritte habe die Hilfsorganisation kürzlich von den Vorwürfen Kenntnis erhalten, lange nachdem der offizielle UN-Report veröffentlicht wurde.