16.10.2014

Saddam Husseins Giftgas in den Händen der IS?

Auch deutsche Firmen beteiligten sich an Produktion von Giftgas im Irak

Laut Berichten aus dem Nahen Osten könnte sich Saddam Husseins Giftgas in den Händen der IS-Terrormiliz befinden, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung am heutigen Donnerstag die New York Times. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) weist darauf hin, dass die Produktion dieser Chemiewaffen, mit denen Saddam Hussein ein furchtbares Massaker in der irakisch-kurdischen Stadt Halabja anrichtete und systematisch kurdische und assyrisch-christliche Dörfer an der türkisch-irakischen Staatsgrenze bombardierte, zu großen Teilen auch von deutschen Firmen unterstützt wurde: Unter der Führung der hessischen Unternehmen Pilot Plant und Karl Kolb in Dreieich waren mehr als 20 europäische Firmen am Aufbau der irakischen Giftgasindustrie beteiligt.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker publizierte bereits 1987 eine Dokumentation über diese deutsche Beteiligung und verbreitete sie in einer Auflage von 50.000 Stück. Dabei informierte die Menschenrechtsorganisation Politik, Medien und zahlreiche Institutionen. In den folgenden Monaten organisierte die GfbV mehrfach Mahnwachen vor den beiden Firmen in Hessen. Ihr wurde dann jedoch vom Bonner Landgericht per einstweiliger Verfügung ein Bußgeld in Höhe von zweimal 500.000 Mark angedroht, sollte sie Anschuldigungen gegen die Unternehmen wiederholen. Erst als die Menschenrechtsorganisation bei den Anschuldigungen auf die Jerusalem Post bezog, die aus der Dokumentation der GfbV zitiert hatte, wurde diese Verfügung aufgehoben.


Der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch ist für Nachfragen erreichbar unter Tel. 0551 499 06 31 oder politik@gfbv.de.


Header Photo: Das Gemälde "Halabja" stellt eine Szene aus der irakisch-kurdischen Stadt kurz nach dem Giftgasanschlag 1988 dar.