28.06.2005

Russland: Ureinwohner blockieren Zugang zu Ölfördergebieten auf Sachalin in Sibirien

Seit Dienstagmorgen blockieren die Ureinwohnergemeinschaften der Niwchen, Nanai, Ewenken, Oroken und Orochen auf der Insel Sachalin im hohen Norden Russlands gemeinsam mit dem Dachverband der indigenen Völker Sibiriens RAIPON die Zugangsstraßen zu den Ölfördergebieten auf der Insel. Ein Sprecher der Ureinwohner teilte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen telephonisch mit, etwa 70 Personen hätten Sperren errichtet und Transparente über die Straßen gespannt mit den beiden Hauptforderungen der Ureinwohner an die vom Ölriesen Royal Dutch kontrollierte "Sakhalin Energy Investment Company". Sie verlangen eine unabhängige Umweltverträglichkeitsprüfung und die Einrichtung einer Stiftung für die Bewahrung der Lebensweise der Indigenen. Die 3 500 Ureinwohner von Sachalin fürchten, dass bei der Erschließung der derzeit größten bekannten Erdgas- und Erdölreserven der Welt auf ihrer Insel schwere Umweltschäden angerichtet werden.

 

"Bisherige Pläne sehen vor, dass eine Pipeline 1103 Flüsse und Bäche durchquert. Das ist ein unkalkulierbares Risiko für die Umwelt", sagte die GfbV-Referentin für die GUS-Staaten Sarah Reinke. "Die dort lebenden Ureinwohner protestieren seit Ende 2004 dagegen, dass die Laichgründe der Lachse zerstört, die Flüsse und Bäche verschmutzt, die Wildwechsel und Weidegründe der Rentiere zerschnitten werden." Nach Protesten im Januar 2005 erklärten sich Vertreter der Fördergesellschaft zu Gesprächen bereit. Die Forderungen der Indigenen wurden dabei jedoch zurückgewiesen.

 

Die gesamte Pipeline führt durch Erdbeben gefährdetes Gebiet. In den Küstengewässern um Sachalin leben viele vom Aussterben bedrohte Arten, so auch eine gerade noch 100 Tiere zählende Herde von Grauwalen. "Wir werden das weltweit existierende Netzwerk der Ureinwohnergemeinschaften, der Menschenrechts- und Minderheitenorganisationen in aller Welt per Internet, E-Mail, Fax und Brief alarmieren und sie bitten, gemeinsam mit uns gegen die drohende Umweltzerstörung zu protestieren", sagte Reinke.

 

Ein Moskauer Gericht hatte Anfang Juni eine Gemeinschaftsklage von Umweltorganisationen abgewiesen, die eine Offshore-Förderung auf dem Ölfeld Sachalin-2 als umweltgefährdend verbieten lassen wollten. Gespräche zwischen Indigenen und Firmenvertretern verliefen ohne Ergebnisse für die Betroffenen.