30.06.2005

Roma und Aschkali in verzweifelter Lage

Kosovo: Flüchtlingslager auf verseuchtem Grund

Im Oktober fuhr ein Team der GfbV in die Flüchtlings-lager im Kosovo, um die Bleivergiftung nachzuweisen - Foto: F. Witte

130.000 von 150.000 Roma, Aschkali und "Ägyptern" wurden durch Morde, Vergewaltigungen, Entführungen und bis heute anhaltende rassistische Verfolgung aus dem Kosovo getrieben. Sechs Jahre nach der Befreiung der albanischen Bevölkerung durch die NATO kümmert sich kaum jemand um Leben und Gesundheit der Angehörigen dieser Minderheiten, die in den Flüchtlingslagern im Kosovo noch ausharren müssen. Besonders gravierend: In vier Flüchtlingslagern in der Gemeinde Mitrovica sind 744 Roma-Familien der Bleivergiftung ausgesetzt. Die Lager wurden 1999 auf Schutthalden mit verseuchtem Minenabraum errichtet. Bleihaltiger Staub wird vom Wind verbreitet und von den Flüchtlingen eingeatmet. Er lagert sich überall ab und wird daher auch mit der Nahrung in den Körper aufgenommen.

Die höchsten Bleiwerte wurden laut Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 11. Juli 2004 bei kleinen Kindern festgestellt. Ein vierjähriges Kind starb nach monatelanger Leidenszeit am 22. Juli 2004 an Bleivergiftung.

Ein Team der Gesellschaft für bedrohte Völker beobachtet die Lage und hilft den Betroffenen. Zwölf kranke Kinder konnten in ein Krankenhaus in Belgrad gebracht werden, wo sie geeignete Medikamente erhielten, die aus Spenden finanziert wurden. Die Berichte unseres Teams werden von Deutschland aus an die zuständigen Stellen und die internationale Öffentlichkeit gesandt.

Im Februar 2005 startete die GfbV eine Kampagne, die zum Ziel hat, die von der Bleivergiftung betroffenen Lager evakuieren zu lassen. Wir veröffentlichten ein Memorandum über die Bleivergiftung der Roma in den Lagern. Die "Internationale Konferenz zur Integration der Roma", die im Februar 2005 in Sofia stattfand, informierten wir über die furchtbare Lage der Roma-Familien; außerdem wandten wir uns an den Leiter der UNMIK (United Nations Mission in Kosovo), Sören Jessen Petersen. Im Mai 2005 wandten wir uns an die Mitglieder und Unterstützer der GfbV mit der Bitte, sich an einer Postkartenkampagne zu beteiligen und von dem Leiter der UNMIK die Evakuierung der von Bleivergiftung betroffenen oder bedrohten Roma zu fordern. Den Text der Postkarte finden Sie hier.