04.04.2013

Riesiges Süßwasser-Biosphärenreservat wird allmählich zerstört

Malaysia:

Jakun verlieren Lebensgrundlage

Tausende Touristen sind jedes Jahr zum UNESCO-Biosphärenreservat Tasik Chini in Malaysia gereist, um mit dem Boot durch einen Teppich aus pinkfarbenen und weißen Lotusblüten zu fahren. Die einmaligen Landschaftsbilder kann man jetzt nur noch auf Websites bewundern. Heute gibt es dort keine Lotusblumen mehr. Denn das zweitgrößte Süßwassergebiet Malaysias, das aus zwölf miteinander verbundenen Seen besteht, stirbt. Es ist die Lebensgrundlage von knapp 600 Jakun, die in Dörfern um Tasik Chini leben.

Die Jakun sind eine von 19 indigenen Gruppen, die auf der malaiischen Halbinsel zu finden sind und die unter dem Sammelbegriff Orang Asli zusammengefasst werden. Sie leben in enger Verbindung mit dem See und sind auf ein intaktes Ökosystem angewiesen. Die Verschmutzung des Sees hat verheerende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Jakun. Bereits 90 % von ihnen leben unter der Armutsgrenze.

Palmöl- und Gummiplantagen zerstören See

Die Anpflanzung von Palmöl- und Gummiplantagen ab den 1990er Jahren hat bereits 60 Prozent des Waldes um Tasik Chini vernichtet. Aus den Plantagen werden bei Regen Chemikalien wie Dünger oder Pflanzenschutzmittel in den See gespült.

Bedingt durch die Abholzungen und die Anpflanzung der Monokulturen haben sich an einigen Stellen des Sees auch Sedimente abgesetzt. In der Trockenzeit konnten die einträglichen Touristenboote den See so nicht mehr überqueren. Deshalb hat man 1996 einen Damm gebaut, der den Wasserspiegel anheben sollte. Mit dem Damm wurde der See jedoch völlig von den Flüssen abgeschlossen und er konnte sich nicht mehr selbst reinigen. Die Lotusblumen und einige Fischarten sind deshalb verschwunden. 2005 wurde eine alte Eisenerzmine wieder in Betrieb genommen, die den See weiter verschmutzt. Transparency International Malaysia warnt, dass es 2030 zum ökologischen Kollaps des Sees kommen wird, wenn die Regierung nichts zum Schutz des Süßwassergebietes unternimmt. Den Status als UNESCO-Biosphärenreservat wird Tasik Chini dann auch verlieren.

Die Jakun leben vom Fischen, Jagen und Sammeln. Fisch aus den Seen ist mittlerweile ungenießbar geworden und riecht faul, wenn er aus dem Wasser kommt. Über die Hälfte des Waldes ist bereits abgeholzt und viel Gelände wurde wegen der Minenaktivitäten gesperrt. Den Jakun wird erzählt, dass das Wasser aus dem See krank macht, aber der See ist ihre einzige Wasserquelle. Die Touristen werden immer weniger und bringen den Jakun kaum noch Einkommen. Mit der Zerstörung Tasik Chinis verlieren auch die Jakun ihre Existenzgrundlage.


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