16.05.2006

Resolution Kosovo

Göttingen
Die Situation der Minderheiten im Kosovo ist weiterhin alarmierend. Insbesondere die humanitäre Lage der Roma, Aschkali und "Ägypter" ist katastrophal. 1999 wurden mehr als 14 000 von 19 000 Häusern der Minderheiten zerstört. Davon wurden bislang nur etwa 200 wiederaufgebaut. Viele leben noch in Flüchtlingslagern, wo sie weder soziale Unterstützung noch medizinische Versorgung erhalten. Hinzu kommt die ständige Angst vor rassistischen Übergriffen und Alltagsdiskriminierung der Minderheiten.

Ausschreitungen im März 2004, bei denen eine Aschkali-Siedlung unter den Augen der KFOR bis auf die Grundmauern niedergebrannt und deren Bewohner vertrieben wurden, haben gezeigt, mit welchen Konsequenzen diese Minderheiten zu rechnen haben, wenn sie von den internationalen Schutztruppen im Stich gelassen werden. Die derzeitigen Statusverhandlungen über das Kosovo versetzen die nichtalbanischen Nationalitäten in ständige Unsicherheit. Denn nach ihrem Abschluss wird sich die internationale Gemeinschaft und die UN zurückziehen und die Minderheiten ihrem Schicksal überlassen.

In Süd-Mitrovica wurde 1999 die Roma-Mahala, in der rund 8000 Roma lebten, zerstört. Heute lebt ein Teil der Vertriebenen in Flüchtlingslagern in Nord-Mitrovica, die 1999 auf Schutthalden mit bleiverseuchtem Minenabraum errichtet wurden. Bisher starben 37 Menschen, die meisten offenbar an den Folgen von Bleivergiftungen. Inzwischen wurde rund die Hälfte der 560 Flüchtlinge in den Lagern von der UN-Verwaltung in das Lager "Camp Osterode", die ehemalige Kaserne der französischen KFOR, umgesiedelt. Auch dieser Ort ist kontaminiert. Ein Teil der Flüchtlinge wollte dort nicht bleiben, doch ihre alten Behausungen wurden in der Zwischenzeit von der UNMIK niedergewalzt, um ihre Rückkehr zu verhindern.

Rund 24 000 Roma, Aschkali und "Ägypter" sind aufgrund des Kosovo-Konflikts nach Deutschland geflüchtet. Schwer traumatisiert – weil verfolgt und vertrieben – warten sie auf ihr Abschiebung. Etwa 10 000 Menschen, vor allem Aschkali und Kosovo-Ägypter, sollen abgeschoben werden. Bereits Anfang 2005 wurden die ersten Familien zurück ins Kosovo deportiert. Unter den Flüchtlingen sind Kinder, die in Deutschland geboren wurden, etwa zehn bis zwanzig Jahre hier gelebt haben, meist zuvor nie im Kosovo waren und der Sprache ihrer Eltern kaum mächtig sind. Ihre Rückführung wird sie in die gleiche Lage wie die Binnenflüchtlinge versetzen: von albanischen Behörden diskriminiert, ohne soziale Sicherung oder Versorgung, ohne Zugang zu Bildungseinrichtungen, in ständiger Angst vor Übergriffen von albanischen Extremisten.

Die bereits abgeschobenen Familien fanden Zuflucht in den Flüchtlingslagern und sind inzwischen an Bleivergiftung erkrankt.

Die Jahreshauptversammlung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert die Vertreter der internationalen Gemeinschaft und der internationalen UNMIK-Verwaltung im Kosovo auf, dass:

• Die Beteiligung der Roma- und Aschkali-Gemeinschaft an den Statusverhandlungen für das Kosovo ermöglicht wird:

• die Flüchtlingslager im Kosovo endlich aufgelöst, Häuser wiederaufgebaut und dringende medizinische Versorgung aller Flüchtlinge aufgrund der Ergebnisse des Instituts für Functional Medicine und Umweltmedizin gewährleistet werden

• sofort die Belastung mit Schwermetallen im Lager Osterode durch die WHO gemessen wird. Die Ergebnisse müssen veröffentlicht werden. Andernfalls müsste erneut ein Team internationaler Spezialisten Messungen in Osterode durchführen

 

• Roma und Aschkali in Deutschland soll ein Bleiberecht gewährt wird. Eine Rückführung der Roma-Minderheiten in den Kosovo ist nur zumutbar ohne Gefahr für Leib und Leben und in menschenwürdige Verhältnisse

Roma und Aschkali aus den Nachbarländern dürfen nicht unter Druck gesetzt werden, in den Kosovo zurückzukehren.