06.11.2007

Religionsfreiheit wird in Saudi-Arabien massiv verletzt

Saudi-Arabiens König besucht Deutschland

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Dienstag vor dem Deutschland-Besuch des Königs Abdullah von Saudi-Arabien auf die massive Verletzung der Glaubensfreiheit religiöser Minderheiten in dem Königreich hingewiesen. Christen, Ahmadiya und schiitische Muslime würden unter massiver Diskriminierung und oft auch Verfolgung leiden, erklärte die GfbV. Selbst eine Ausübung ihres Glaubens in privaten Räumen sei ihnen nicht gestattet. Die GfbV appellierte an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier, sich bei ihren Gesprächen mit dem saudi-arabischen König für mehr Religionsfreiheit in Saudi-Arabien und für ein größeres Engagement des Landes bei der Suche nach Frieden im Sudan einzusetzen. König Abdullah wird am Mittwoch für einen dreitägigen Staatsbesuch in Berlin erwartet.

 

Zwar habe sich der König jüngst öffentlich für mehr Religionsfreiheit eingesetzt, doch wer nicht dem sunnitischen Islam wahhabitischer Prägung folge, lebe gefährlich, erklärte die GfbV. Denn alle anderen Religionen dürften nur im privaten Leben ausgeübt werden. Immer wieder gebe es dabei Menschen-rechtsverletzungen der staatlichen Religionspolizei und anderer Sicherheitskräfte gegenüber Gläubigen. So seien 55 Ahmadiya am 29. Dezember 2006 bei der Ausübung ihres Glaubens in Jeddah verhaftet worden. Die seit 25 Jahren in dem Königreich lebenden Gastarbeiter seien erst zwei Wochen später freigelassen und ihren Arbeitgebern übergeben worden, nachdem diese sich verpflichtet hatten, für ihre Ausreise nach dem Ende ihres Arbeitsvertrages zu sorgen. Die in Pakistan entstandene und Millionen Angehörige zählende Ahmadiya-Gemein-schaft versteht sich als muslimische Reformbewegung und verehrt ihren Gründer Mirza Gulam Ahmad als Erneuerer. Sie wird in einer Reihe muslimischer Staaten verfolgt.

 

Von der Einschränkung der Glaubensfreiheit betroffen seien neben den vier Millionen schiitischen Muslimen vor allem die acht Millionen Gastarbeiter, die rund ein Drittel der 27 Millionen Bewohner des Landes stellten. So lebte mehr als eine Million katholische Philippinos in dem Königreich. Viele seien junge Frauen, die als Hausangestellte beschäftigt seien. Auch ihnen sei die Ausübung ihres Glaubens nicht erlaubt. Mehrmals wurden von der Religionspolizei privat ausgerichtete Gottesdienste gestürmt, Bibeln beschlagnahmt und Priester verhaftet. Im Oktober 2006 wurde in Jeddah ein Philippino wegen angeblicher Missionsversuche zu acht Monaten Haft und 60 Peitschenhieben verurteilt. Später wurde er ausgewiesen.

 

Wenn es König Abdullah mit seinem Plädoyer für mehr Religionsfreiheit ernst meine, dann müsse Saudi-Arabien aber auch seine Menschenrechtspolitik in der arabischen Welt ändern, erklärte die GfbV. So dürfe sich das Königreich nicht länger vom Sudan als Bündnispartner für den Genozid in Darfur missbrauchen lassen. Denn dort führten arabische Muslime einen Vernichtungskrieg gegen afrikanische und arabisierte Muslime, nur um ihren Machterhalt zu sichern.