08.10.2014

Professor Gernot Wießner von „Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen“ ausgezeichnet

Göttinger Religionswissenschaftler posthum geehrt

Der Göttinger Religionswissenschaftler und Orientalist, Professor Gernot Wießner, ist posthum von der „Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen“ (GEA) geehrt worden: Dem 1999 verstorbenen Hochschullehrer wurde auf der großen internationalen Tagung der GEA am vergangenen Wochenende in Bielefeld in Dankbarkeit für sein beispielloses Engagement für die verfolgte Religionsgemeinschaft und als Freund der Yeziden der Preis der Akademikergesellschaft verliehen.

In seiner Laudatio erinnerte der Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, vor den rund 500 Konferenzteilnehmern an die Verdienste von Professor Wießner. Dieser habe mit seinen fundierten Gutachten in den 80-er Jahren erreicht, dass deutsche Richter die religiös motivierte Gruppenverfolgung der Yeziden in der Türkei anerkannten. So wurde tausenden yezidischen Flüchtlingen in Deutschland Schutz gewährt. Hier leben heute rund 100.000 Yeziden. Die meisten von ihnen haben die deutsche Staatsbürgerschaft und betrachten Deutschland längst als ihr Zuhause. In allen ihren Heimatländern im Nahen Osten wurden die Yeziden fälschlicherweise als „Teufelsanbeter“ diskriminiert.

Professor Wießner sei mit seiner Ehefrau Irina ständig in die Türkei gereist und habe dort persönlich die Lage der Yeziden, aber auch der assyrisch-aramäischen Christen dokumentiert und wissenschaftlich aufgearbeitet, würdigte Zülch den Einsatz des Orientalisten. Dies habe ganz entscheidend zum Verständnis dieser Volksgruppen, die in vielen Ländern des Nahen Ostens beheimatet sind, beigetragen. Die Menschenrechtsarbeit der GfbV für die bedrängten Minderheiten in der Türkei, im Irak, Iran und Syrien habe er ehrenamtlich jahrzehntelang unterstützt. Dafür gebühre ihm der besondere Dank der Betroffenen, aber auch der GfbV-Mitarbeiter, denen er immer mit Rat und Tat zu Seite stand.

„Heute würde Professor Wießner mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Tag und Nacht dafür arbeiten, dass den Yeziden, Kurden und Christen, die vor den extremistischen Terrorgruppen des IS im Nordirak und in Syrien um ihr Leben laufen, Schutz und Hilfe bekommen“, betonte Zülch. „Professor Wießner war ein Wissenschaftler, doch den Menschen in Not zugewandt und vorbildlich in seinem Engagement.“


Tilman Zülch - Generalsekretär der GfbV - ist erreichbar unter Tel. 0551 49 906 24 oder politik@gfbv.de.


Header Foto: Prof. Wießner (zweiter von rechts) zusammen mit seiner Frau Irina und dem damaligen nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Schnoor (rechts) 1989 in Kurdistan.