28.10.2006

Opfer von Menschenrechtsverletzungen und Umsiedlungen

Grenzenloses Leiden der Hmong

Neben den grausamen Menschenrechtsverletzungen, die an den Hmong im Dschungel von Laos seit Jahrzehnten begangen werden, ist diese ethnische Gruppe auch von einem anderen Problem maßgeblich betroffen: Zwangsumsiedlungen.

Gerade in Zusammenhang mit den Hmong haben die laotischen Behörden solche Umsiedlungen jahrelang mit der schwierigen Sicherheitslage begründet und auch heute noch werden häufig Sicherheitsbedenken angeführt, um die Umsiedlungsvorhaben voranzutreiben. Seit achtzehn Monaten jedoch werden in den laotischen Wäldern keine bewaffneten Kampfhandlungen von Hmong Gruppen mehr gemeldet, sodass Zwangsumsiedlungen nicht länger unter Sicherheitsaspekten gerechtfertigt werden können.

Systematisch organisierte Zwangsumsiedlungen finden in Laos bereits seit zwanzig Jahren statt. Betroffen sind davon fast ausschließlich indigene Bevölkerungsgruppen des laotischen Hochlandes, zu denen auch die Hmong gehören. Schätzungen über die Zahl der bisher umgesiedelten Menschen gehen in die Hunderttausende. Aktuell ist bekannt, dass im Zeitraum zwischen 2000 und 2005 etwa 60000 Menschen betroffen waren und in den folgenden Jahren bis zu 150000 weitere Berglandbewohner in Zentraldörfer im Tiefland umgesiedelt werden sollen.

Die Hmong und andere haben bei den Entscheidungen zur Umsiedlung kein Mitspracherecht und werden mit falschen Versprechen geködert, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen. Für die noch sehr ursprünglich und naturverbunden lebenden indigenen Völker haben solche Umsiedlungen häufig katastrophale wirtschaftliche, soziale und kulturelle Auswirkungen.

Die Betroffenen kommen in eine ihnen völlig fremde Welt. Das bessere Leben bleibt dabei ein leeres Versprechen. Die indigenen Völker sind mit einer neuen Lebensweise konfrontiert und werden einfach allein gelassen, sich in den Siedlungen zu Recht zu finden. Die klimatischen, geographischen und sozialen Bedingungen, auf die sie dort treffen, sind ganz andere. Sie können ihre ursprüngliche Wirtschaftsweise nicht mehr praktizieren. Die Betroffenen beklagen, dass ihnen ihre traditionellen Landrechte entzogen werden und man ihnen Land zuteilt, für dessen Nutzung sie sich hoch verschulden müssen. Damit verlieren sie auch dieses Land wieder an ihre Gläubiger. Die Völker sind außerdem gezwungen ihre traditionellen Lebenspraktiken, Normen und Bräuche aufzugeben. Orientierungslos, ohne jeden Halt und Unterstützung kämpfen sie um ihr Überleben. Durch den abrupten Lebenswandel werden zudem viele der umgesiedelten Gruppen schwer krank. Solche und andere Erscheinungen der Umsiedlung führen zur Zerstörung der Lebensgrundlage und einer massiven Existenzgefährdung der indigenen Völker. Die Völker verarmen und verelenden durch eine derart verfehlte Umsiedlungspolitik.

Trotz aller internationalen Kritik an den Zwangsumsiedlungen halten die laotischen Behörden an ihrer Umsiedlungspolitik fest und ignorieren weiterhin beharrlich alle Einwände der indigenen Bevölkerung und internationaler Entwicklungsexperten. Maßnahmen für alternative, nachhaltige Entwicklungshilfeleistungen werden nicht ergriffen.

Die Unterstützung westlicher Geberländer gemeinsam mit internationalen Hilfsorganisationen für die laotische Umsiedlungspolitik wurde in den letzten Jahren immer wieder heftig kritisiert, weil sie schlichtweg unvereinbar mit deren allgemeinen entwicklungspolitischen Grundsätzen ist.

Die verheerenden Folgen der Zwangsumsiedlungen für die indigenen Völker in Laos können nur durch einen Wandel in der laotischen Umsiedlungspolitik beendet werden. Westliche Geberländer und internationale Organisationen müssen daher verstärkt Druck auf die laotische Regierung ausüben und die eigene Entwicklungshilfe abhängig davon machen, dass keine Umsiedlungen mehr stattfinden, welche die Belange der indigenen Bevölkerung einfach übergehen.