23.11.2007

Norwegen verletzt traditionelle Weiderechte der Saami-Rentierhalter aus Schweden

Protest vor der norwegischen Botschaft in Stockholm

Saami mit seiner Rentierherde


Gegen die Verletzung ihrer traditionellen Weiderechte gehen schwedische Saami-Rentierhalter am Freitag (23.11.) in Stockholm auf die Straße. Sie wollen vor der norwegischen Botschaft dafür demonstrieren, dass sie ihre Tiere weiterhin auf norwegischem Staatsgebiet grasen lassen dürfen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) unterstützt die Saami in ihren Forderungen. Die internationale Menschenrechtsorganisation für ethnische und religiöse Minderheiten sowie Ureinwohnergemeinschaften hat mehrere tausend ihrer Mitglieder und Förderer darum gebeten, sich bei dem norwegischen Premierminister Jens Stoltenberg und dem Hochkommissar für nationale Minderheiten in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Knut Vollebaek, für die berechtigten Interessen der Ureinwohner einzusetzen.

 

"Die Rentierhalter müssen auch in Zukunft ungehindert von nationalen Grenzen mit ihren Herden zwischen den Winter- und Sommerweiden hin- und herziehen können", fordert Kerstin Veigt, Mitarbeiterin im GfbV-Referat indigene Völker. "Nur so können sie ihre jahrhundertealte traditionelle Kultur am Leben erhalten." In Lappland im äußersten Norden Schwedens leben rund 20.000 Saami.

 

Das Weiderecht schwedischer Saami auf dem Territorium Norwegens geht auf die Lappcodicillen zurück, die 1751 im Zuge der Grenzziehung zwischen Norwegen und Schweden verabschiedet wurden. Das letzte diesbezügliche Abkommen zwischen beiden Staaten lief 2005 aus. Seitdem wird verhandelt. Im gegenwärtigen Zustand der Rechtsunsicherheit kommt es in Norwegen immer wieder zu Übergriffen gegen die Tiere schwedischer Rentierhalter. So wurden Gatter abgebaut und fortgeschafft, trächtige Rentierkühe und ihre Kälber wurden mit Hubschraubern und Motorschlitten gejagt. Deshalb drängen die Saami nun auf ein neues Abkommen, das ihre Weiderechte langfristig absichert und an dessen Ausfertigung sie beteiligt werden.

 

"Die schwedischen Saami befürchten, dass sie ihr traditionelles Weideland auf norwegischer Seite der Grenze für immer verlieren könnten", berichtet Veigt. "Damit wäre ihre uralte Lebensweise, die auf der Rentierzucht basiert, akut gefährdet. Dabei hat Norwegen als einer der wenigen europäischen Staaten die Konvention C 169 zu den Rechten indigener Völker der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, einer Unterorganisation der UNO, ratifiziert und sich damit zur Einhaltung eines umfassenden Grundrechtekatalogs gegenüber den Saami verpflichtet."