11.12.2006

Nach versuchter Selbstverbrennung in Jerewan rückhaltlose Aufklärung von Mord an einem Yeziden gefordert

ARMENIEN

Nach einem dramatischen Selbstverbrennungsversuch in Jerewan hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag die rückhaltlose Aufklärung eines Mordes an einem kurdischen Yezidi gefordert. "Bitte überhören Sie den dramatischen Hilferuf der Familie von Kjaram Awdaljan nicht!", heißt es in dem Appell der Menschenrechtsorganisation an den Generalstaatsanwalt und den Präsidenten Armeniens, Aghwan Howsepjan und Robert Kocharjan, "eine unabhängige Kommission muss den Mord an dem fünffachen Vater vom 06. November 2006 schnellstens aufklären und die wahren Täter zur Rechenschaft ziehen." Die 68-jährige Mutter und drei Söhne des Opfers hatten sich am 07. Dezember mitten in der armenischen Hauptstadt vor dem Palast des Präsidenten selbst in Brand gesteckt. Die Mutter und ein Sohn kamen mit Verbrennungen ins Krankenhaus, zwei Söhne blieben unverletzt.

 

Der 42-jährige Yezide Kjaram Awdaljan wurde in dem Dorf Zowuni im Nordosten von Armenien nach Angaben seiner Angehörigen von sieben Armeniern aus dem Nachbardorf zu Tode geprügelt. An der Tat beteiligt und maßgeblich für die Bluttat verantwortlich sei der Bürgermeister des Nachbardorfes Lchaschen. Die Strafverfolgungsbehörden hätten jedoch einfach einen anderen angeblich Tatverdächtigen verhaftet, der der Familie zufolge nichts mit dem Mord zu tun hatte. Um ihrem Protest und ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, waren Bewohner des Dorfes Zowuni nach Jerewan gereist, um zu demonstrieren. Während dessen kam es zu dem Selbstverbrennungsversuch.

 

Yeziden sind mit 30.000 bis 50.000 Angehörigen die größte Minderheit in Armenien. Viele von ihnen leben auf dem Land und klagen immer wieder über verschiedene Formen der Diskriminierung. Bei der postsozialistischen Bodenprivatisierung kam es seit 1991 besonders zu Streitigkeiten über die Verteilung des Landbesitzes. Yeziden sahen sich administrativ benachteiligt und werfen örtlichen Behörden sowie reichen Landbesitzern vor, ihnen Weide- und Ackerland zu rauben.