23.10.2014

Muslimische Rohingya-Flüchtlinge aus Burma in Not

Tausende Staatenlose in Südostasien werden Opfer von Menschenhändlern und Sklaverei

© European Commission DG ECHO/Flickr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat ein entschiedeneres Vorgehen gegen Menschenhändler in Südostasien gefordert, die tausende muslimische Rohingya-Flüchtlinge aus Burma versklaven. „Mehr als 8.000 Rohingya-Flüchtlinge sind im Jahr 2014 bereits von skrupellosen Menschenhändlern aus Bangladesch verschleppt worden, um als Sklaven auf Plantagen oder in der Fischindustrie im Süden Thailands eingesetzt zu werden. Andere werden in Lagern festgehalten und gefoltert, um Lösegeld von ihren Familienangehörigen zu erpressen“, berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. „Dringend muss den Menschenhändlern nun das Handwerk gelegt werden, denn in den kommenden vier Monaten sind die Rohingya besonders gefährdet. Aufgrund der ruhigen Wetterbedingungen sind dann die meisten Flüchtlingsboote entlang der Küsten Burmas unterwegs.“

Die in Burma entrechteten Rohingya nutzten bis vor wenigen Monaten die Hilfe von Menschenhändlern, um nach Malaysia und Thailand zu fliehen. So wurden allein im Jahr 2013 rund 40.000 Rohingya von Schleuserbanden in Lager in Thailand gebracht. Dorthin wollen die Flüchtlinge jetzt jedoch nicht mehr freiwillig gebracht werden. Denn sie wissen inzwischen, dass ihnen unmenschliche Lebensbedingungen und die Abschiebung nach Burma drohen. So sind viele der heute in Thailand eintreffenden Flüchtlinge gegen ihren Willen aus Bangladesch entführt worden, um schnellen Profit zu machen.

„Die Verschleppung der staatenlosen Rohingya ist eine der grausamsten Formen moderner Sklaverei", erklärte Delius. „Hier werden Menschen, denen in ihrer Heimat systematisch die Bürgerrechte verweigert werden und die in Bangladesch meist in der Illegalität leben, gewaltsam entführt oder auf Fischerbooten gelockt, um sie mit Waffengewalt zu größeren Schiffen zu bringen, die auf hoher See warten. Diese transportieren die Rohingya dann auf abgelegene Inseln im Süden Thailands. Dort werden sie entweder in Camps festgehalten, um für ihre Freilassung hohe Geldbeträge von ihren Familienangehörigen zu erpressen, oder sie werden als billige Arbeitskräfte in die Sklaverei verkauft.“

Überlebende berichten von unmenschlichen Bedingungen auf den Booten der Menschenhändler. Einschüchterung, Gewalt, Folter und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Manche Flüchtlinge waren bis auf das Skelett abgemagert, als sie von thailändischen Polizisten aufgegriffen wurden. Mitte Oktober 2014 versprach der Gouverneur der südthailändischen Provinz Phang Nga ein härteres Durchgreifen gegen die Menschenhändler und kündigte an, verschleppte Rohingya zukünftig als „Opfer“ und nicht mehr als „illegale Einwanderer“ zu behandeln.


Ulrich Delius, der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder asien@gfbv.de.


Header Foto: European Commission DG ECHO/Flickr