01.04.2010

Multiethnischer Vorstand der GfbV-Kurdistan/Irak trifft Claudia Roth im deutschen Konsulat in Arbil

Grünen-Politikerin Roth im Nordirak

Göttingen/Arbil

Alle Mitglieder des multiethnischen Vorstands der GfbV-Sektion Kurdistan/Irak haben die Grünen-Politikerin Claudia Roth in einem persönlichen Gespräch über die Lage der Minderheiten im Irak informiert. Das von den beiden GfbV-Mitarbeitern Dr. Masud Siany und Dr. Yousif Dzayi koordinierte zweistündige Treffen, an dem auch Mitarbeiter des deutschen Generalkonsulats teilnahmen, fand am Montagabend im deutschen Konsulat in Arbil, der Hauptstadt des autonomen Bundeslandes Irakisch-Kurdistan, statt:

Romeo Hakari, ehemaliger Parlamentarier und Vertreter des Volkes der christlichen Assyro-Chaldäer im Regionalparlament Irakisch-Kurdistan, berichtete über die Verfolgung und Vertreibung der Angehörigen seiner Religionsgemeinschaft aus dem Süd- und Zentralirak. Seit Einmarsch der US-Truppen 2003 haben viele Christen Zuflucht in Irakisch-Kurdistan gesucht. Romeo Hakari ist führendes Mitglied der assyrischen Organisation BET-Nahrain Democratic Party. Sie ist im Regionalparlament vertreten und setzt sich für die Belange des Assyrischen Volkes im gesamten Irak ein.

Dr. Dakhil Said, ehemaliger Staatsminister und Berater für Angelegenheiten der Yeziden im Regionalparlament, schilderte die Lage der insgesamt rund 550.000 Yeziden im Irak. Yeziden sind selbst in ihrem Hauptsiedlungsgebiet, dem Bergland von Sinjar im Nordwesten des Irak und den angrenzenden Regionen im benachbarten autonomen Bundesland Kurdistan, vor Anschlägen islamistischer Fundamentalisten nicht sicher.

Der Vorsitzende des Komitees der Shabak, Khaled Mahmud, berichtete über die Probleme der Shabak außerhalb der Region Kurdistan. Khaled Mahmud setzt sich für die Eingliederung der von dieser Volksgruppe besiedelten Gebiete in die Region Kurdistan ein, da die Shabak so besser vor Übergriffen geschützt seien.

Die Aufarbeitung der Verbrechen von Saddam Hussein in der Region Barzan war das Thema von Frau Nazdar Asaad, Vorstandsmitglied der GfbV-Kurdistan/Irak sowie der Frauenunion von Kurdistan und des Opferverbandes 'Frauen von Barzan'. Erst kürzlich wurden neue Massengräber entdeckt. Nazdar Asaad setzt sich auch massiv dafür ein, dass die kurdische Jugend über die Verbrechen der Vergangenheit aufgeklärt wird. Der GfbV-Mitarbeiter Yousif Dzayi engagiert sich als Leiter des Opferverbandes "Anfalzentrum" in Arbil stets um eine historische Aufarbeitung im gesamten Irak.

Frau Shirin Amedy, seit Gründung der GfbV-Kurdistan im Vorstand, setzt sich seit mehr als 20 Jahren für die Rechte der Frauen in Irakisch-Kurdistan ein. Neben der Rechtssicherheit für kurdische Frauen und der Einführung der 30-prozentigen Frauenquote im Regionalparlament hat sie viele andere Erfolge errungen und hofft nun, dass die Rechte der Frauen im ganzen Land mehr Beachtung finden.

Karkhi Najmadin Nuraldin berichtete über die Lage der Turkmenen in Irakisch-Kurdistan. Er betonte, dass die Turkmenen hier mit anderen Volksgruppen gleichberechtigt seien, und führte neben politischer Mitbestimmung im Regionalparlament die Existenz von turkmenischen Radio- und Fernsehsender an. Karkhi Najmadin Nuraldin plädierte dafür, dass turkmenische Gebiete außerhalb Irakisch-Kurdistan in die autonome Region eingegliedert werden sollten, da so die Sicherheit der Turkmenen deutlich verbessert werden könne.

Die GfbV-Sektion Kurdistan plädiert für mehr Engagement auf politischer, kultureller und wirtschaftlichen Ebene der Bundesrepublik Deutschland und anderer EU-Länder in Irakisch-Kurdistan. Eine weitere Stabilisierung und Demokratisierung von Irakisch-Kurdistan wird positive Auswirkungen auf die Lage im Irak und die benachbarten Ländern haben.

 

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